01.06.2020 10:05

Landeshauptmann betont in Europamonat die Bedeutung von Reisefreiheit für die Menschen im Bodensee-Vierländereck

(Bregenz) „Die coronabedingten Grenzschließungen wirken im Bodensee-Vierländereck besonders negativ, weil die Region wie kaum ein anderer Landstrich in Europa grenzüberschreitend vernetzt ist“, betont der Vorarlberger Landeshauptmann Markus Wallner als derzeitiger Vorsitzender der Internationalen Bodensee Konferenz (IBK).

Für ihn offenbart sich in der aktuellen Krise eindrücklich die enorme Bedeutung von Reisefreiheit für die Menschen, die in den Ländern und Kantonen rund um den See leben und arbeiten. „Im 25. Jahr unserer Mitgliedschaft in der Europäischen Union tritt noch sichtbarer zu Tage, was offene Binnengrenzen für Vorarlberg und die Region tatsächlich bedeuten“, unterstreicht der Landeshauptmann in Bregenz.

Erfreulich nennt Wallner in dem Zusammenhang die klare Positionierung, die von den IBK-Ländern und -Kantonen in Sachen Grenzöffnung eingenommen wird. Im Rahmen einer kürzlich abgehaltenen Videokonferenz kamen sie darin überein, sich in Richtung ihrer Bundesregierungen verstärkt für eine rasche Grenzöffnung einzusetzen. „Wie sich nur kurz darauf gezeigt hat, sind die Rufe der Region in den Bundeshauptstädten gehört worden“, verweist der Landeshauptmann auf die in Aussicht gestellten Grenzöffnungen im Juni.

25 Jahre EU-Mitgliedschaft

Seit einem Vierteljahrhundert ist Österreich nun schon Mitglied in der europäischen Staatengemeinschaft. Der Beitritt erfolgte am 1. Jänner 1995, nachdem 1989 mit dem sogenannten „Brief nach Brüssel“ offiziell ein Beitrittsantrag gestellt worden ist. Nach mehrjährigen Verhandlungen und einer Volksabstimmung im Jahr 1994 mit einer 2/3-Zustimmung der Bevölkerung war der Weg für den EU-Beitritt frei. Auf die Entwicklung Vorarlbergs hat sich die EU-Mitgliedschaft bisher äußerst positiv ausgewirkt, wie eine ganze Reihe von unterschiedlichen Kennzahlen belegen.

EU-Beitritt trieb Erfolgslauf an

Begünstigt haben den Erfolgslauf unterschiedliche Faktoren, neben der gemeinsamen Währung auch Handelserleichterungen oder Impulse aus Gemeinschaftsprogrammen zur Stärkung länderübergreifender Vernetzung und Zusammenarbeit in Grenzregionen. Zwei ganz wesentliche Errungenschaften der Europäischen Union sind darüber hinaus die Reisefreiheit und die Aufhebung der Binnengrenzkontrollen, die mit dem Schengen-Abkommen möglich wurden. „Gerade aus Vorarlberger Sicht sind die offenen Binnengrenzen eine der ganz zentralen Errungenschaften der EU“, betont Wallner. Im Zuge der Bewältigung der Covid-19-Krise wurden die Öffnung jedoch vorübergehend ausgesetzt und massiv eingeschränkt.

Jubiläumsaustellung gestaltet

Anlässlich des Beitrittsjubiläums haben Österreichs EuropeDirect Informationszentren (EDIC) zusammen mit weiteren Partnern die Wanderausstellung „25 Jahre Österreich in der EU – Wachsen in EUropa“ gestaltet, die von Schulen und Gemeinden für jeweils zwei bis drei Wochen ausgeliehen werden kann (unter europa@vorarlberg.at). Ab Ende September ist die Ausstellung im Landhaus in Bregenz zu sehen.

Vorteile bewusster machen

In der Ausstellung werden die Auswirkungen des EU-Beitritts auf die Entwicklung in Österreich sichtbar gemacht. Anhand von Leit- und Beispielprojekten wird darüber hinaus veranschaulicht, welche Projekte mit EU-Geldern unterstützt werden und wie die Bürgerinnen und Bürger konkret von der Mitgliedschaft in der Europäischen Union profitieren. Die LEADER-Region Vorderland-Walgau-Bludenz, die Getzner Textil AG (EFRE-Förderung) oder das Interreg-Projekt IBH Living Lab AAL der Fachhochschule Vorarlberg sind diesbezüglich Beispielprojekte aus Vorarlberg. Zu Wort kommen auch Personen, die vor 25 Jahren den Beitritt miterlebt oder politisch gestaltet haben, darunter Vorarlbergs Alt-Landeshauptmann Martin Purtscher. Präsentiert werden zudem Statements der jungen Generation, die bereits in die Europäische Union hineingeboren wurde und z. B. über das Programm Erasmus+ viele Vorteile erlebt haben.

Ausstellung virtuell besuchen

Als zusätzliches Angebot kann die Ausstellung auch virtuell besucht werden. Über die Homepage www.europainfo.at ist ein 3D-Rundgang möglich. Diverse Begleitmaterialien wie z.B. ein Didaktikleitfaden oder Fragekärtchen für Schülerinnen und Schüler sind ebenso online verfügbar.

Jugendliche treffen EU-Generaldirektor

Anlässlich des diesjährigen Europatags (9. Mai) hat EuropeDirect Vorarlberg ein digitales Treffen von Vorarlberger Schülerinnen und Schülern mit Generaldirektor Wolfgang Burtscher von der Generaldirektion Landwirtschaft bei der Europäischen Kommission in die Wege geleitet. Burtscher, der seit April 2020 das hohe Amt innehat und davor schon viele Jahre in Brüssel zugebracht hat, stand den Jugendlichen Rede und Antwort.

EU gedenkt Schumann-Erklärung
Vor 70 Jahren, am 9. Mai 1950, hielt der damalige französische Außenminister Robert Schuman in Paris eine Rede, in der er seine Vision einer neuen Art der politischen Zusammenarbeit in Europa vorstellte. Sein Vorschlag basierte auf der Idee von Jean Monnet, die westeuropäische Montanindustrie unter Einbeziehung des bisherigen Feindstaats Deutschland zusammenzuschließen. Diese Zusammenarbeit sollte Kriege zwischen den europäischen Nationen verhindern. Diese Rede von Schuman legte den Grundstein für eine europäische Zusammenarbeit und aus dieser Vision entstand zunächst 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl, 1957 folgten die Gründung der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Europäischen Atomgemeinschaft. 1992 wurde mit dem Vertrag von Maastricht die EWG in die Europäische Union umgewandelt. Von 15 Mitgliedsländern im Jahr 1995 wuchs die europäische Familie auf 28 Mitglieder an, bevor sich 2020 die Zahl mit dem Austritt von Großbritannien auf 27 Länder reduzierte.