01.03.2019 19:28

Weniger Besucher im Kunstmuseum

(Basel) Betriebsanalyse, strukturelle Veränderungen, ein reichhaltiges Programm und viel zeitgenössische Kunst: Das Kunstmuseum Basel hat ein bewegtes Jahr hinter sich. Das Betriebsjahr 2018 hat zwar weniger Menschen ins Kunstmuseum Basel gelockt als im Vorjahr, trotzdem darf das Jahr als erfolgreich bewertet werden.

Fünf Sonderausstellungen waren 2018 in den drei Häusern des Kunstmuseums Basel zu sehen.
Die Ausstellung Chagall. Die Jahre des Durchbruchs 1911–1919, die bereits im Herbst 2017
eröffnet wurde, konnte bei Ausstellungsende am 21. Januar 2018 insgesamt 103‘017 Besucher
verzeichnen. Danach wanderte die vom Kunstmuseum Basel konzipierte Ausstellung weiter ins
Guggenheim Museum Bilbao, wo sie im Sommer 2018 von über 450'000 Menschen gesehen
wurde und massgeblich dazu beitrug, dass der Sommer der bisher meist besuchte seit der
Eröffnung des Guggenheim wurde.
Die Basel Short Stories, die weniger bekannte Aspekte der Sammlung des Kunstmuseums
Basel in neuen, teilweise überraschenden Zusammenhängen zeigten, sahen im Frühjahr 22‘492
Besucherinnen und Besucher. Im Sommer präsentierte das Kunstmuseum mit The Music of
Color. Sam Gilliam, 1967–1973 und Theaster Gates. Black Madonna zwei zeitgenössische
Ausstellungen von afroamerikanischen Künstlern unterschiedlicher Generationen. Für Gilliam
war es die erste institutionelle Ausstellung in Europa. Die beiden Ausstellungen lockten 21‘371
bzw. 23‘912 Menschen in den Neubau bzw. das Kunstmuseum Basel | Gegenwart. Die
Präsentation zu Johann Heinrich Füssli mit dem Fokus auf Drama und Theater schliesslich
sahen von Ausstellungsbeginn im Oktober 2018 bis Jahresende 20‘646 Besucher
(Ausstellungsende: 43‘007).
Wechselausstellungen wie Georg Baselitz. Werke auf Papier und Maria Lassnig. Zwiegespräche
im Neubau, Sophie Jung. The Bigger Sleep im Gegenwart oder Kunst. Geld. Museum. 50 Jahre
Picasso-Story im Hauptbau wie auch mehrere Sammlungspräsentationen zogen erfreulich viele
Besucherinnen und Besucher an. Vor allem Martha Rosler & Hito Steyerl. War Games im
Kunstmuseum Basel | Gegenwart begeisterte Publikum und Kritiker – die Ausstellung wurde in
mehreren Bestenlisten des Jahres 2018 in den Top Ten platziert, zusammen mit der
Präsentation des bisher in Europa kaum bekannten Afroamerikaners Sam Gilliam.
Gesamthaft besuchten im vergangenen Jahr 238‘289 Besucherinnen und Besucher das
Kunstmuseum Basel. Die Zielvorgabe von 300‘000 Besuchern konnte damit zwar nicht erreicht
werden (- 20 Prozent), trotzdem wird das Betriebsjahr 2018 insgesamt als erfolgreich bewertet.
Bis auf die Besucherzahlen konnten alle Leistungsziele erreicht oder übertroffen werden, zum
Beispiel im Bereich Führungen und Schulklassen. Auch das Budget wurde eingehalten.
Eine steigende Anzahl von Programmen, darunter die Eröffnung der Ausstellung Theaster Gates. Black Madonna mit einem Konzert des Künstlers in der Art Basel-Woche, die Ringvorlesung The Art of Intervention im Kunstmuseum Basel | Gegenwart und Kooperationen mit anderen Institutionen wie beispielsweise dem Jazz Campus Basel oder der BuchBasel erfreuten ein zahlreiches und breites Publikum. Der Familientag und die Museumsnacht fanden mit 2524 Besuchern bzw. 10‘715 Besuchern erneut grossen Anklang. 927 Gruppenführungen wurden 2018 durchgeführt. Dazu besuchten 951 Schulklassen das Museum.

Positive Kritiken

Ausnahmslos stiessen die Aktivitäten des Kunstmuseums auf ein ausserordentlich breites und wachsendes internationales Medienecho, und die Kritiken zu den Ausstellungen des waren überwiegend positiv. Dank Theaster Gates und Sam Gilliam wurde vor allem der englische Sprachraum auf das Kunstmuseum aufmerksam, Martha Rosler & Hito Steyerl. War Games wurde dafür in der deutschsprachigen Presse hervorragend rezipiert. Auch die nationale wie internationale Fachwelt zeigte sich begeistert.
Einen grossen Zuwachs konnten 2018 erneut die Social Media-Kanäle verzeichen: Die Followerzahl auf Instagram erhöhte sich von 19‘290 auf 30‘055, jene von Twitter von 1587 auf 2363. Auf Facebook folgen dem Kunstmuseum Basel neu 21‘278 Menschen (+20 Prozent). Der im Mai 2018 in Betrieb genommene Facebook-Kanal für das Kunstmuseum Basel | Gegenwart verzeichnete am 1. Januar 2019 1393 Follower. Das Kunstmuseum Basel ist bestrebt, diesen Bereich in Zukunft weiter auszubauen.
Die Sammlung des Kunstmuseums konnte 2018 um bedeutende Werke und Werkgruppen erweitert werden. Mit Green April (1969) schenkte die Stiftung für das Kunstmuseum Basel der Öffentlichen Kunstsammlung Basel ein Schlüsselwerk Sam Gilliams. Das 7x2,5 Meter grosse Gemälde stellt einen markanten neuen Höhepunkt in der Sammlung neuer amerikanischer Malerei des Kunstmuseums Basel dar, der durch einen weiteren Ankauf und ein Geschenk des Künstlers komplettiert wird. Dank einer grosszügigen Schenkung eigener Werke durch Theaster Gates und zusätzlichen Ankäufen verfügt das Kunstmuseum Basel heute über die bedeutendeste Werkgruppe auch dieses Künstlers in einem europäischen Museum.

Betriebsanalyse und strukturelle Veränderungen

Im September konnte das Kunstmuseum Basel die Resultate der im Winter 2017/2018 durchgeführten Betriebsanalyse vorstellen. Sie zeigte Handlungsbedarf auf und machte klar, dass das Kunstmuseum Basel als eines der führenden Kunstmuseen weltweit grundlegende betriebliche Anpassungen sowie eine ausreichende personelle und finanzielle Ausstattung benötigt, um seine Arbeit erfolgreich weiterführen zu können.
Das Kunstmuseum hat bereits 2018 damit begonnen, Massnahmen umzusetzen, und im November eine neue, aus fünf Personen bestehende Geschäftsleitungsstruktur vorgestellt, zusammengesetzt aus der Direktion und Vertretern von vier eigenständigen Geschäftsbereichen. Diese neue Führungsstruktur tritt im Sommer 2019 in Kraft.
Kurz vor Weihnachten hat das Parlament des Kantons Basel-Stadt ausserdem einer Betriebsbudgeterhöhung von zwei Millionen Franken für das Kunstmuseum Basel zugestimmt. Mit dieser Globalbudgeterhöhung wird ab dem laufenden Jahr der Betrieb des Kunstmuseums Basel dauerhaft verbessert. Damit stehen dem Kunstmuseum langfristig die finanziellen Mittel zur Verfügung, um die betrieblichen und organisatorischen Defizite zu beheben, welche die Betriebsanalyse aufgezeigt hatte. Die Globalbudgeterhöhung primär dafür genutzt, das Kunstmuseum personell zu verstärken.

Ausblick 2019

Das Programm des Kunstmuseums Basel im Jahr 2019 ist vielfältig und bietet für jedes Interesse etwas. Kosmos Kubismus. Von Picasso bis Léger wird ab April die Fans der Klassischen Moderne erfreuen. Im Sommer setzt William Kentridge mit seiner auf drei Stockwerken angelegten Ausstellung A Poem That Is Not Our Own im Kunstmuseum Basel | Gegenwart einen starken zeitgenössischen Akzent. Im Herbst gehören die Sonderausstellungsräume des Kunstmuseums dem Historischen Museum Basel, das dort seine Ausstellung Gold & Ruhm zum 1000-Jahr-Jubiläum des Basler Münsters präsentiert. Zahlreiche weitere Ausstellungen, zum Beispiel der japanisch-schweizerischen Künstlerin Leiko Ikemura oder des Schweizer Malers Helmut Federle, sowie eine breite Palette an Veranstaltungen für die Öffentlichkeit wie das Fachpublikum runden das Jahresprogramm ab.