12.02.2024 10:41

Impulse für Belebung der Konjunktur fehlen

Die regionale Konjunktur ist zum Jahreswechsel besser gelaufen, als die Unternehmen dies noch im Herbst erwartet hatten. Dennoch bleibt die Lage zu Beginn des Jahres angesichts des andauernden Ukrainekrieges, des Krieges im Gazastreifen und den damit verbundenen Unruhen im Nahen Osten, der erhöhten Inflation und weltweiter Zurückhaltung mit Blick auf die konjunkturellen Aussichten angespannt.

Impulse für eine positive Belebung fehlen aktuell. „Der von den Unternehmen befürchtete Konjunktureinbruch in den Wintermonaten ist glücklicherweise ausgeblieben“, so Alexander Graf, zuständig für die Konjunkturumfrage der IHK Hochrhein-Bodensee. „Die Erwartungen für die kommenden Monate steigen bei den Unternehmen insgesamt leicht an, sie bleiben mehrheitlich aber weiter pessimistisch. Zunehmend mehr Unternehmen blicken dabei mit Skepsis auf die aktuelle Wirtschaftspolitik des Bundes.“

Geschäftslage

Die Geschäftslage der Unternehmen ist zum Jahreswechsel gegenüber der Herbstumfrage kaum gestiegen, im Vergleich zum Vorjahr ist sie sogar leicht rückläufig. Insgesamt beurteilen 32 Prozent der teilnehmenden Betriebe ihre momentane Geschäftslage als gut, 53 Prozent als befriedigend und 14 Prozent als schlecht.

Industrie leicht verbessert

Die Einschätzungen der Industrie zur Lage haben sich gegenüber der Herbstbefragung verbessert, bei Produktionsbetrieben in der Region Hochrhein-Bodensee zeichnet sich gar eine Erholung nach dem starken Rückgang im letzten Jahr ab. Aktuell sprechen 25 Prozent der Unternehmen von einer guten und weitere 55 Prozent von einer befriedigenden Geschäftslage. Deutlich zurückgegangen ist der Anteil der Unternehmen, die ihre Lage als schlecht bezeichnen. Waren es im Herbst 29 Prozent, so sind es zu Jahresbeginn noch 20 Prozent der Produktionsbetriebe. Leicht gestiegen ist der Auslastungsgrad der Kapazitäten in der regionalen Industrie. Dennoch liegt er mit rund 84 Prozent noch immer unter dem langjährigen Mittel.

Etwas verbessert, aber immer noch überwiegend negativ, zeigt sich die Tendenz im Auftragseingang. So berichten zum Jahreswechsel mehr Produktionsbetriebe von einer fallenden Tendenz im Auftragseingang (ein Drittel) als von einer steigenden Tendenz (17 Prozent). Die Ertragslage bezeichnen aktuell 28 Prozent der Betriebe als gut – damit zeichnet sich auch hier ein leichter Anstieg gegenüber der Herbstbefragung ab.

Bei den Umsätzen zeigt sich dagegen ein uneinheitliches Bild. Hier berichten aktuell 42 Prozent der Produktionsbetriebe von im Vergleich zum Vorjahresquartal gesunkenen Zahlen, während ebenfalls 42 Prozent von gestiegenen Umsätzen berichten.

Zurückhaltung im regionalen Handel

Zurückhaltender als noch im vergangenen Jahr fällt die Einschätzung der aktuellen Lage im regionalen Handel aus. So sind es nur noch 17 Prozent der Befragten, die ihre Lage aktuell als gut beurteilen. Der überwiegende Teil (68 Prozent) ist zwar zufrieden, allerdings berichten mehr als die Hälfte der Händler von gegenüber dem Vorjahresquartal gesunkenen Umsätzen. Noch negativer sieht es beim Konsumverhalten der Kunden aus. Hier berichten 70 Prozent der Händler von zurückhaltendem Konsum.

Dienstleistungsbereich robust

Waren es vor einem Jahr 18 Prozent der Dienstleister, die von einer schlechten Lage sprachen, so sind dies in der aktuellen Umfrage 12 Prozent. Allerdings hat sich auch der Anteil derer, die von einer guten Lage berichten im selben Zeitraum von 55 auf 47 Prozent verringert. Alles in allem sprechen die Unternehmen der Dienstleistungsbranche aktuell damit mehrheitlich von einer guten Geschäftslage. Beim Umsatz verzeichnen 23 Prozent eine Zunahme, 13 Prozent einen Rückgang gegenüber dem gleichen Vorjahresquartal. Zurückhaltung zeigt sich zu Jahresbeginn auf der Nachfrageseite. 13 Prozent der Dienstleister verzeichnen derzeit eine steigende Tendenz, 30 Prozent eine fallende Tendenz im Auftragsvolumen; der Anteil derer mit einem gleichbleibenden Volumen beträgt rund 57 Prozent.

Erwartungen für die kommenden Monate

Die Geschäftserwartungen in der Region Hochrhein-Bodensee unterscheiden sich in Industrie, Handel und Dienstleistung zu Jahresbeginn deutlich. Im Produktionsbereich sind die Erwartungen etwas positiver als noch im Herbst. So geht jeder zweite Betrieb von gleichbleibenden Geschäften in den nächsten 12 Monaten aus, 20 Prozent von einer Steigerung, immer noch ein Viertel des produzierenden Gewerbes aber sieht eine Verschlechterung voraus. Deutlich positiver als in der letzten Umfrage werden dabei die Exporterwartungen eingestuft. Hier erhöht sich der Anteil der Unternehmen, die mit steigenden Exporten rechnen, von 17 auf 30 Prozent, während die Zahl derer, die mit sinkenden Auslandsgeschäften planen, von 44 Prozent auf 21 Prozent zurückgeht.

Im Handel prognostizieren mit 44 Prozent deutlich mehr Unternehmen als noch im Herbst schlechtere Geschäftsverläufe für die kommenden Monate voraus. Die weiteren 56 Prozent der befragten Händler erwarten lediglich ein gleichbleibendes Niveau. Es wird offensichtlich eine durch Inflation und Unsicherheit verursachte Konsumflaute in den kommenden Monaten befürchtet.

Unter den Dienstleistern erwarten mit 23 Prozent mehr Betriebe eine Verbesserung als einen Rückgang (17 Prozent). Die größte Anzahl (61 Prozent) sieht allerdings auch hier einen gleichbleibenden Verlauf in den Geschäften voraus.

Entsprechend zurückhaltend gestalten sich die Personalplanungen der Unternehmen in der Region. Der überwiegende Teil von ihnen – 61 Prozent – geht von einer konstanten Anzahl beschäftigter Personen in den kommenden zwölf Monaten aus. Rückläufig ist der Anteil derer, die mit einer steigenden Belegschaft rechnen. Dies sind aktuell nur rund 11 Prozent.

Die Investitionsabsichten der Betriebe zeigen sich gegenüber dem Herbst nur leicht verbessert. Zu Jahresbeginn gehen 30 Prozent von geringeren Investitionen im Jahr 2024 aus. Neben der Ersatzbeschaffung wird im Produktionsbereich insbesondere in Digitalisierung (58 Prozent der Betriebe), Umweltschutz- und Energiemaßnahmen (55 Prozent) sowie Rationalisierung (51 Prozent) investiert, während in Handel und Dienstleistung bei 48 Prozent der Betriebe gleichzeitig Investitionen in Digitalisierung anstehen.

Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung

Der Fachkräftebedarf bleibt auch zum Jahreswechsel das von den Betrieben insbesondere von den Dienstleistungsunternehmen das am häufigsten genannte Risiko für die eigene wirtschaftliche Entwicklung. Bei zwei von drei Betrieben drängt dieses Thema. Wie in der Herbst-Befragung sind weitere dringliche Themen die Inlandsnachfrage, die Arbeitskosten und die Energiepreise, Inlandsnachfrage und Energiepreise jedoch mit fallender Tendenz. Deutlich zugenommen haben bei den Unternehmen dagegen die Sorgen um den aktuellen Kurs der Wirtschaftspolitik. Hierin sehen 44 Prozent der befragten Unternehmen in der Region Hochrhein-Bodensee mittlerweile ein Risiko für die wirtschaftliche Entwicklung – eine deutliche Zunahme gegenüber dem Jahreswechsel2022/2023 (20 Prozent der Befragten). Die schwächelnde Binnenkonjunktur bleibt für weite Teile der regionalen Wirtschaft eine große Herausforderung, genauso wie die ungelösten Krisen in der Ukraine und in Nahost, die schwächelnden Volkswirtschaften in Südamerika und China sowie die politischen und wirtschaftlichen Probleme in einigen europäischen Staaten die Exportmöglichkeiten vieler Produktionsunternehmen der Region einschränken. Steigende Arbeitskosten dürften auch vor dem Hintergrund aktuell laufender Tarifverhandlungen ein sehr reales Szenario bleiben. Mit einem kräftigen Aufbruchssignal und langfristig verlässlichen, wirtschaftsfreundlichen Rahmenbedingungen kann und muss die Politik bei den Unternehmen wieder mehr Vertrauen aufbauen und Zuversicht für eine gelingende Transformation schaffen. Hierbei ist die systematische Vermeidung von Bürokratie und ein darüber hinaus gehender spürbarer Bürokratieabbau eine zentrale Stellschraube. Das bereits beschlossene „Belastungsmoratorium“ für Unternehmen muss als Sofortmaßnahme endlich umgesetzt werden und könnte ein solches Signal sein. Im aktuellen Umfeld sieht die Deutsche Industrie- und Handelskammer (DIHK) für die Wirtschaftsentwicklung im gesamten Bundesgebiet für das gesamte Jahr 2024 kein Wachstum, sondern eine Stagnation der Wirtschaftsleistung voraus.