12.07.2020 17:04

Umsatzeinbruch in der Messewelt

(Friedrichshafen) Bis zum Februar 2020 war die Messewelt noch in Ordnung, dann gab es wegen Corona viele Absagen: Insgesamt 15 Eigen- und 11 ...

Bis zum Februar 2020 war die Messewelt noch in Ordnung, dann gab es wegen Corona viele Absagen: Insgesamt 15 Eigen- und 11 Gastveranstaltungen, die zwischen März und August geplant waren, musste die Messe Friedrichshafen zwangsläufig vom Kalender streichen. Das Messejahr 2019 und der Start ins Jahr 2020 verliefen für das Unternehmen noch in geordneten Bahnen. Mit 26,6 Millionen Euro liegt der Umsatz im zurückliegenden Geschäftsjahr 2019 turnusbedingt ohne Fakuma, Pferd Bodensee, Fruchtwelt Bodensee und ohne die erstmals nicht mehr auf dem Terminplan stehende OutDoor erwartungsgemäß deutlich niedriger im Vergleich mit den Vorjahren. Im aktuell laufenden Geschäftsjahr 2020 rechnet die Messe Friedrichshafen pandemiebedingt mit einem Umsatzeinbruch: "Wir sind mit unseren Messen im Januar und Februar 2020 sehr erfolgreich gestartet", sagt Messechef Klaus Wellmann auf der Jahrespressekonferenz am Mittwoch, 8. Juli 2020. "Ab März 2020 mussten wir dann wegen Corona sehr viele Veranstaltungen absagen oder verschieben." Die wirtschaftlichen Einbußen für das Messe-Unternehmen selbst und alle weiteren Firmen, die von Messe-Ausgaben profitieren, kann die Messeleitung noch nicht endgültig beziffern.

Gespannt und optimistisch blickt das Messeteam jetzt auf die kommenden Monate und auf den Start der Interboot im September 2020. Es folgen im Herbst die Fachmesse Fakuma und die Faszination Modellbau mit der Premiere der Internationalen Modellbahn Ausstellung. Die Weltleitmesse Eurobike wurde von ihrem ursprünglichen Termin im September 2020 auf Ende November verlegt: "Wir wollen der Fahrradbranche zu diesem Zeitpunkt einen stark fachlich geprägten Event präsentieren und auch Gelegenheit zum wichtigen Austausch bieten", erklärt Messechef Klaus Wellmann am Mittwoch. Ein detailliertes Schutz- und Hygienekonzept ist bereits vorbereitet und dient als Leitfaden für die Organisation von Veranstaltungen in Corona-Zeiten.

Geschäftsjahr 2019

Die Messe Friedrichshafen erzielte 2019 einen Umsatz in Höhe von 26,6 Mio. Euro, der erwartungsgemäß deutlich niedriger ausfiel als im Vorjahr, da turnusbedingt im Messejahr 2019 keine Fakuma, keine Pferd Bodensee und keine Fruchtwelt Bodensee stattfanden. Auch die OutDoor stand in dem genannten Geschäftsjahr zum ersten Mal nicht mehr auf dem Programm. Die Mietzahlung an die Besitzgesellschaft war mit 2,2 Mio. Euro dennoch höher als geplant. Nach Angaben von Finanzchef Stefan Mittag bedeutete dies ein positives Jahresergebnis von 270 000 Euro. Insgesamt 45 Messen und Gastveranstaltungen, Tagungen und Seminare standen im Messejahr 2019 auf dem Terminplan. 653 879 Besucher und 7 867 ausstellende Unternehmen aus 66 Ländern wurden auf dem Messegelände gezählt. 3 138 Medienvertreter besuchten die Veranstaltungen am Bodensee.

Geschäftsjahr 2020

"Die Messe Friedrichshafen ist mit sehr guten Ergebnissen optimistisch und motiviert ins neue Messejahr 2020 gestartet", betont Klaus Wellmann vor Journalisten. Die 26. Motorradwelt Bodensee verzeichnete zum Auftakt einen Doppelrekord mit mehr als 50 000 Besuchern und mehr als 300 Ausstellern. Ebenso deutliche Steigerungen meldete die dritte Auflage der My Cake, die Back- und Dekotrends servierte und sowohl eine deutliche Aussteller- wie auch Besuchersteigerung verzeichnete. Sehr erfreuliche Ergebnisse lieferten auch die Fruchtwelt Bodensee sowie die Pferd Bodensee.

Mitte März folgte der Messe-Lockdown aufgrund der Corona-Pandemie. Im Zeitraum von sechs Monaten musste die Messe insgesamt 26 Messen, Gastveranstaltungen sowie Betriebsversammlungen und Kongresse absagen. Dies bedeutet für die Messe Friedrichshafen einen harten wirtschaftlichen Einschnitt, verbunden mit Kurzarbeit der Mitarbeiter und erheblichen Einsparungen. Der Ausfall trifft insbesondere auch die zahlreichen Dienstleister und Unternehmen, welche im direkten und indirekten Umfeld von Veranstaltungen ebenfalls Umsatz aus dem Messegeschäft generieren. "Die üblichen umfangreichen Ausgaben durch die Messe-Gäste in der Stadt und Region sind gerade jetzt durch ihr Fehlen leider umso deutlicher spürbar", stellt Klaus Wellmann fest.

In Krisenzeiten ist Kreativität gefragt, eine vorübergehende Nutzung der Messehallen sorgte für neue Impulse und für eine willkommene Belebung in schwierigen Zeiten. Das Autokino kam in der Bevölkerung sehr gut an. 14 000 Besucher und 82 Vorstellungen mit 31 Filmen erlebten vier Wochen lang echtes Kino. Fieberambulanz, Hallenvermietungen an Unternehmen aus der Region sowie Sitzungen des Gemeinderats brachten zusätzliche Belegungen in die Hallen.

Mitte Juni gab es dann den ersten Silberstreif am Messe-Horizont: Die rechtlichen und politischen Rahmenbedingungen entwickelten sich positiv. Nach der Ankündigung der Landesregierung in Stuttgart, dass Messen unter bestimmten Bedingungen ab September durchgeführt werden können, nimmt die Internationale Wassersport-Ausstellung Interboot als eine der ersten Messen in Baden-Württemberg wieder Fahrt auf. Mit einem umfassenden und detaillierten Schutz- und Hygienekonzept kann die Messe wieder an den Start gehen. Das Team ist sich seiner Verantwortung bewusst, aber es ist auch klar, dass die Veranstaltung unter ganz anderen Vorzeichen und mit einer veränderten Planung organisiert werden muss. "Es wird eine spezielle Interboot mit unüblichem Format und schlanker Dimension", kündigt Klaus Wellmann an.

Mit Blick in den Messeherbst stehen mit der Tauchmesse Interdive (24. bis 27.9.), der Fakuma (13. bis 17.10.) und der Faszination Modellbau weitere Gastveranstaltungen auf dem Programm. Mit der Premiere der Fachmesse "European Rotors" organisiert die Messe Friedrichshafen eine neue Veranstaltung für die internationale Helikopterbranche in Köln. Die Internationale Fahrradmesse Eurobike findet vom 24. bis 26. November auf dem Messegelände in Friedrichshafen statt und wird ebenfalls mit Spannung erwartet.

"Die Messe Friedrichshafen befindet sich derzeit in einer außergewöhnlichen und schwer vorhersehbaren Situation", erklärt Klaus Wellmann. Mit dem Engagement des Messeteams ist das Unternehmen aber gut vorbereitet für einen dynamischen und internationalen Messemarkt. "Auch hybride Formate, bei denen das Live-Erlebnis sinnvoll digital ergänzt wird, werden an Bedeutung gewinnen. Wir sind aber mehr denn je überzeugt, dass es ein großes Bedürfnis der Menschen ist und bleibt, sich persönlich zu treffen", so der Messechef abschließend optimistisch.