13.08.2019 09:14

Ausbau der Grünflächen

(Lörrach) Grünflächen erfüllen in der Stadt wichtige Funktionen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Luftreinhaltung, beeinflussen das Klima positiv, gestalten den städtischen Raum, binden Feuchtigkeit und Bäume spenden Schatten.

Der Erhalt und Ausbau gesunder Grünflächen in Lörrach sind wichtige Ziele, aufgrund und vor allem vor dem Hintergrund des Klimawandels. Klimagestresste Bäume, klimaangepasste Neupflanzungen, Biodiversität, Streuobstbäume als Botschafter der Artenvielfalt und die Eindämmung von Neophyten im Stadtgebiet sind die aktuellen Aufgabenstellungen der Stadt Lörrach, um das Grün in der Stadt für die Zukunft zu gestalten.

Durch den Klimawandel und den damit verbundenen Temperatur- und Wetterextremen nehmen die Schäden im Baumbestand der Stadt Lörrach in den letzten Jahren stark zu. Gerade der Baumbestand in der Stadt, in oft viel zu kleinen Baumquartieren und die zusätzliche Aufheizung im besiedelten Bereich fördern den Hitze- und Trockenstress der Bäume. Das trifft vor allem die heimischen Bäume, die an diese nahezu mediterranen Standortfaktoren nicht angepasst sind. So gibt es aktuell zum Beispiel hohe Ausfälle aufgrund der extremen Trockenheit bei den Beständen der städtischen Birke und Hainbuche.

Viele neue Krankheiten und Schadorganismen kommen durch den globalen Handel als „blinde Passagiere“ mit Gütern aus der ganzen Welt zu uns. Eingeschleppte Pilze die das Ulmensterben oder das Eschentriebsterben auslösen oder der Buchsbaumzünsler und asiatischer Laubholzbock sind einige Beispiele der jüngeren Zeit.
Reine Monokulturen in städtischen Alleen erweisen sich als zunehmend problematisch und fördern die Ausbreitung von Krankheiten, wie beispielsweise die Massaria, eine Pilzerkrankung an Platanen.

Die veränderten Umweltbedingungen führen dazu, dass die Resistenz der heimischen Baumarten schwindet und die Auswahl der Pflanzen bei Neupflanzungen den sich verändernden klimatischen Bedingungen zukünftig angepasst werden muss. Die „Deutsche Gartenamtsleiterkonferenz e.V.“ kurz „GALK“ hat sich schon frühzeitig mit den Herausforderungen des Klimawandels wie auch der Klimaanpassung auseinandergesetzt. Seit 1994 werden zu Forschungszwecken Bäume derselben Baumart, Größe und Qualität an klimatisch unterschiedlichsten Standorten in Deutschland gepflanzt und wissenschaftlich begleitet. Die Ergebnisse dieser Studie finden sich in der so genannten „GALK-Liste“ wieder. Diese Liste, welche ständig erweitert wird, stellt die Grundlage für die städtische Baumartenauswahl dar. Neben der zu erwartenden Höhe und Breite des Baumes, werden die Lichtbedürftigkeit und die Wuchsform samt Bodenansprüchen in den Forschungsergebnissen der Straßenbaumtests dokumentiert. Aktuell sind 176 Baumarten und Sorten getestet, wovon bislang 47 als geeignet und gut geeignet eingestuft wurden.
Diese Erkenntnisse werden in Lörrach bei Neupflanzungen berücksichtigt und so wurden beispielsweise der Südliche Zürgelbaum, die Purpur Erle, der Ginkgobaum, der Amberbaum, die Zerreiche und die Felsenbirne gepflanzt.
Wichtig sind der Erhalt von gesunden Bäumen und auch das Anpflanzen von neuen Bäumen, um auch eine ausgewogene Altersstruktur im Bestand zu haben.

Die Trockenheit und die hohen Temperaturen sind nicht die einzigen Stressfaktoren unserer Stadtbäume. Aufgrabungen und die Verdichtung des Bodens im Wurzelbereich, der Eintrag von Hundeurin und Streusalz in den Boden und Abgase des Straßenverkehrs sind weitere Stressfaktoren für Bäume.

Um günstige Voraussetzungen für die Baumgesundheit zu schaffen werden die Baumscheiben in Lörrach inzwischen entsprechend groß ausgestattet und mit speziellem Baumsubstrat verfüllt.
Bei zu kleinen Standorten wird versucht die Baumgrube in Richtung Fußweg oder Fahrbahnfläche mit überbaubarem Substrat zu erweitern.
Zudem regelt die Stadt Lörrach die Vorgaben für gesunde und nachhaltige Baumpflanzungen in den Bebauungsplänen. So müssen Baumgruben ein Volumen von mindestens 12 Kubikmetern aufweisen, 1,5 Meter tief sein und mit Baumsubtrat verfüllt werden. Mindestens sechs Quadratmeter der Baumscheibe müssen offen gehalten werden. Die Bäume müssen folgende Mindestgröße aufweisen: Hochstämme dreimal verpflanzt mit Drahtballierung und einem Stammumfang 18 bis 20 Zentimetern. Innerhalb von Parkierungsflächen muss ein wirksamer Anfahrschutz für Bäume hergestellt werden.


Grünflächen sind aktiver Klimaschutz
Der Ausbau und Erhalt der Grünflächen in der Stadt ist ein wichtiger Bestandteil des Naturschutzes. So hat der Gemeinderat der Stadt Lörrach bereits Jahr 2010 beschlossen, die Deklaration zur „Biologischen Vielfalt in Kommunen“ zu unterschreiben. Aufgabenfelder sind neben der Gestaltung und Pflege von Grün- und Freiflächen im Siedlungs- und Außenbereich, die Belange des Gewässerschutzes, des Arten- und Biotopschutzes, die nachhaltige Nutzung unserer Landschaft sowie die Öffentlichkeitsarbeit und Information in die Stadtgesellschaft hinein. So wurden beispielsweise die städtischen Wechselflorflächen abgeschafft und dafür naturnahe Staudenmischpflanzungen angelegt. Stauden sind langlebiger, haben ein geringeren Pflegeaufwand und bieten heimischen Insekten mehr Nahrung, auf Düngergaben wird verzichtet.
Um den Flächenverbrauch bei Baumaßnahmen zu kompensieren, müssen ökologisch hochwertige Ausgleichsflächen geschaffen werden. Durch die Ausbringung von gebietsheimischen Saatmischungen auf innerörtlichen Flächen entstehen attraktive und ökologisch wertvolle Bereiche auch innerhalb des Siedlungsgebietes. Beispiele für Ausgleichmaßnahmen sind die ökologische Aufwertung von Wiesen, Äckern und Gewässern sowie die Schaffung von Eidechsenhabitaten und Feuchtbiotopen.

Streuobstbäume
Die Obstbäume tragen zur Erhaltung eines wertvollen Lebensraumes für wild lebende Tier- und Pflanzenarten bei. Im Rahmen des städtischen Natur- und Klimaschutzes organisiert die Stadt Lörrach seit einigen Jahren eine Kooperation am Tüllinger Berg mit Lörracher Grundschulen. Hintergrund der Aktion ist das zunehmende Verschwinden der Obstbäume am Tüllinger Berg. Bislang gab es vier Pflanzaktionen, bei denen insgesamt 46 Streuobstbäume gepflanzt wurden. Zwei Aktionen wurden in Kooperation mit Lörracher Grundschulen durchgeführt. Das Ziel ist es neben dem Erhalt der Streuobstbäume am Tüllinger Berg auch die Schülerinnen und Schüler für das Thema Klimaschutz zu sensibilisieren. Neben der Baumpflanzung erfuhren die Schülerinnen und Schüler Interessantes zum vielfältigen Leben auf der Streuobstwiese. Idee der Kooperation ist es, den Kindern Interesse für die Natur und Kenntnisse über ökologische Zusammenhänge an einem ganz konkreten Beispiel erlebbar zu vermitteln.

Auch auf den städtischen Ausgleichsflächen werden immer wieder Streuobstbäume gepflanzt. So wird als Ausgleich für die Eingriffe durch das Neubaugebiet Belist unter anderem auf Brombacher Gemarkung im kommenden Jahr eine bislang intensiv bewirtschaftete Wiese aufgewertet. Diese Wiese wird momentan gedüngt und mehrmals im Jahr gemäht. Daher ist sie artenarm und von Gräsern dominiert. Im nächsten Sommer wird die Wiese kurz gemäht, dann der Boden aufgelockert und Mähgut von einer artenreichen Wiese aufgebracht. Im Herbst 2020 werden zehn hochstämmige Streuobstbäume gepflanzt. Die Wiese wird dann nur noch extensiv bewirtschaftet, auf Dünger und Pflanzenschutzmittel wird verzichtet.

Neophyten und ihre Bekämpfung
Das wärmere Klima begünstigt zusätzlich Neophyten, die es so einfacher haben, im Lörracher Stadtgebiet heimisch zu werden. Neophyten sind eingeführte und eingewanderte, gebietsfremde Pflanzen. Einige dieser Arten, die sogenannten invasiven Neophyten, verdrängen unsere heimische Pflanzenwelt und verursachen große wirtschaftliche Schäden, manche beeinträchtigen auch die Gesundheit.
Da sich diese problematischen Neophyten immer stärker bei uns ausbreiten, besteht Handlungsbedarf. Im ersten Schritt wurden unter Mithilfe der Bevölkerung die Verbreitungsgebiete dieser Pflanzen erfasst und die Vorkommen in eine Karte eingetragen. Im Lörracher Stadtgebiet sind dies besonders Japan- und Sachalin-Knöterich, Späte und Kanadische Goldrute und der Essigbaum, die sich sowohl im öffentlichen Raum wie auch auf privaten Flächen stark ausdehnen.
Aufgrund der strengen Datenschutzbestimmungen ist es der Verwaltung nicht erlaubt Eigentümer der privaten Flächen, auf denen invasive Neophyten vorkommen, zu ermitteln und anzuschreiben. Daher werden nur Neophyten auf städtischen Flächen bekämpft und private Eigentümer mittels allgemeiner Aufklärung angesprochen.
Seit 2016 wird Japanischer Staudenknöterich, der sich auf einer großen Wiese in Stetten auf einer Fläche von circa 2.000 Quadratmetern ausgebreitet hat, durch häufiges Mähen eingedämmt. Dabei wird der Knöterich jeweils bei einer Bestandshöhe von 40 Zentimetern gemäht. Durch diese Maßnahme werden die Pflanzen mittelfristig geschwächt. Im ersten Jahr waren neun Mähdurchgänge nötig, im vergangenen Jahr nur noch vier. In diesem Jahr wurde Anfang August der dritte Schnitt durchgeführt, ein letzter Durchgang wird im Herbst erfolgen. Durch diese intensive Pflegemaßnahme wurde der Knöterich daran gehindert, sich weiter auszubreiten, mittelfristig soll der Bestand weitestgehend zurück gedrängt werden. Weitere Neophytenvorkommen auf städtischen Flächen werden in Zukunft von den Eigenbetrieben Stadtgrün und Werkhof durch häufigere Pflegeeinsätze verstärkt bekämpft werden.
Städtischer Forst
Der Wald ist ein sehr langfristiges Ökosystem mit Umtriebszeiten von in der Regel 100-250 Jahren, das bedeutet Bäume sind erst in diesem Alter hiebsreif. Die Suche nach klimaresistenten Baumarten gestaltet sich in diesem Ökosystem als sehr schwierig. Was heute gepflanzt wird, muss sich erst einmal über Jahrzehnte bewähren, bevor belegbare Aussagen über die Klimaresistenz vorliegen.
Die Forstliche Versuchsanstalt in Freiburg führt solche Versuche durch und empfiehlt auch schon gewisse Baumarten. Ob und wie sich diese entwickeln, auch im Hinblick auf Holzverwendung, bleibt abzuwarten.
Die Eiche ist ein alter und auch möglicherweise zukunftsträchtiger Baum, da sie tief wurzelt und insofern besser an das Grundwasser kommt. Eine gut geeignete Baumart ist auch die Douglasie, die auf trockeneren Standorten gut wachsen kann. Auch die Buche sollte in Zukunft erhalten bleiben, da sie sich bei uns hier im Optimum befindet und sich deshalb anpassen kann.
In den kommenden Jahren wird der Lörracher Forst verschiedene Baumarten anpflanzen, um beobachten zu können, wie diese sich entwickeln. Unter diesen Bäumen finden sich beispielsweise verschiedene Eichenarten oder auch die Flatterulme.