16.03.2022 10:43

Weniger Straftaten 2021

(Karlsruhe) Die Corona-Pandemie hat im zweiten Jahr das öffentliche Leben weiterhin stark eingeschränkt und sich somit offenbar erneut auf die Kriminalstatistik ausgewirkt. Die beim Polizeipräsidium Karlsruhe verzeichneten Straftaten gingen im Jahr 2021 abermals insgesamt um achtbare 10,7 Prozent oder um 4.686 Fälle zurück.

Dies ist der niedrigste Wert seit zehn Jahren und liegt mit einem Prozent leicht über dem Landesdurchschnitt.

Auch die Aufklärungsquote konnte um 1,9 Prozentpunkte auf 65,7 Prozent erneut
gesteigert werden. Die Häufigkeitszahl sank mit 5.175 Straftaten pro 100.000
Einwohner auf ein Zehnjahrestief.

Die Diebstahlskriminalität nahm traditionell einen großen Anteil an der
Gesamtkriminalität ein. Hier ist beim Polizeipräsidium Karlsruhe ein starker
Rückgang von 26,3 Prozent oder 3.307 Straftaten zu vermelden. Dies wirkte sich
äußerst positiv auf die Gesamtzahl der Straftaten aus.

Besonders erfreulich war, dass der Anteil der Straftäter unter 21 Jahren in
vielen Deliktsbereichen auf ein Zehnjahrestief sank.

Wohnungseinbruch

Die Wohnungseinbrüche gingen im Jahr 2021 zum achten Mal in Folge um 20,7
Prozent auf nunmehr 357 Fälle zurück. Hiervon fielen 266 Straftaten auf
dauerhaft genutzte Privatwohnungen. Bei dem Rückgang der letzten Jahre wirkten
sich die Einschränkungen durch die Coronapandemie sowie die präventiven und
repressiven Konzepte des Polizeipräsidiums Karlsruhe zur Verhinderung von
Einbrüchen positiv aus. Beachtlicherweise blieben 47,9 Prozent im
Versuchsstadium, das heißt, die Täterinnen und Täter gelangten nicht ins Innere.
Dies könnte an einer gesteigerten Aufmerksamkeit der Bürgerinnen und Bürger
sowie an einer Verbesserung des Einbruchschutzes gelegen haben. Einbruchschutz
lohnt sich! Das Referat Prävention des Polizeipräsidiums Karlsruhe bietet hierzu
kostenlose Beratungen vor Ort an.

Straßenkriminalität

Auch bei der Straßenkriminalität, also in der Öffentlichkeit verübte Straftaten,
war ein deutlicher Rückgang um 25,2 Prozent auf 5.935 Straftaten zu verzeichnen.
Dies ist mit Abstand der niedrigste Stand seit zehn Jahren. Den größten Anteil
daran haben Diebstahlsdelikte rund ums Auto sowie von Fahrrädern. Raubstraftaten
nahmen um 40 auf nunmehr 68 Fälle und Körperverletzungsdelikte um 45 auf 370
Fälle ab.

Die niedrigen Zahlen des Wohnungseinbruchdiebstahls als auch der Rückgang der
Straßenkriminalität haben einen positiven Einfluss auf das Sicherheitsgefühl der
Bevölkerung.

Sexualdelikte

Die Gesamtzahl der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung stieg um 37,6
Prozent auf 776 Delikte. Dies ist unter anderem auf die Sensibilisierung der
Bevölkerung und das damit verbundene gesteigerte Anzeigeverhalten
zurückzuführen. Somit ist hier möglicherweise auch von einer Aufhellung der
Dunkelziffer auszugehen. Ein recht großer Anteil liegt in der Steigerung der
Verbreitung pornografischer Schriften von 156 auf 358 Fälle. Die sexuellen
Übergriffe stiegen um sechs auf 30 Delikte und die sexuellen Belästigungen um 26
auf 122 Delikte. Hingegen sanken die Fälle der sexuellen Nötigung um sieben auf
elf Straftaten sowie der sexuelle Missbrauch um 23 auf 163 Straftaten. Die
Aufklärungsquote stieg um 7,2 Prozentpunkte auf 89,6 Prozent.

Oftmals werden sexuelle Übergriffe, beispielsweise Grapschen, aus Tätersicht als
Kleinigkeiten heruntergespielt. Es ist aber aus Sicht der Polizei dringend
geboten, schon niederschwellige Übergriffe zur Anzeige zu bringen, um den Tätern
klare Grenzen aufzuzeigen. Der Konflikt mit dem Gesetz zeigt hier oftmals
abschreckende Wirkung.

Enkeltrick, falsche Polizeibeamte und Schockanrufe

In diesem Deliktsbereich werden ältere Menschen aufgrund ihrer nachlassenden
Sinne hauptsächlich als Opfer ausgewählt. Die Betrügerinnen und Betrüger agieren
äußerst geschickt und skrupellos. Es ist deshalb besonders wichtig, präventiv
bei der Zielgruppe selbst, aber auch bei deren Angehörigen, bei Taxifahrerinnen
und Taxifahrern und bei Bankangestellten vor den Gefahren und den
Vorgehensweisen der Täterschaft zu warnen. Insgesamt wurden über 900 Fälle
angezeigt, hierbei kamen die Betrügerinnen und Betrüger 45-mal zum Erfolg. Der
Schaden belief sich bei der Vorgehensweise der "falschen Polizeibeamten" bei 37
vollendeten Taten auf ungefähr 548.000 Euro, bei dem Phänomen "Enkeltrick"
beziehungsweise "Schockanruf" waren es acht Vollendungen mit einem Gesamtschaden
von etwa 166.000 Euro.

Gewalt gegen Polizeibeamtinnen und -beamte

Die Gesamtzahl der Übergriffe gegenüber der Polizei haben im Vergleich zum
Vorjahr zwar um elf auf 284 Fälle abgenommen, dennoch wurden aber insgesamt 634
Beamtinnen und Beamte Geschädigte einer Straftat. Die rückläufigen Zahlen
dürften mit den Corona-Einschränkungen zu begründen sein, die das öffentliche
Leben weitgehend lahmgelegt haben. Der positive Trend darf aber nicht darüber
hinwegtäuschen, dass jeder Angriff gegen eine Polizeibeamtin oder einen
Polizeibeamten auch einen Angriff gegen die Gesellschaft darstellt. Hinter jeder
Polizeibeamtin und jedem Polizeibeamten steht ein Mensch, der das Recht der
Allgemeinheit schützt. Fehlendes Verständnis für die Polizeiaufgaben, fehlender
Respekt oder Heldentum spielten hier häufig eine Rolle, oftmals begleitet von
starkem Alkohol- oder Drogeneinfluss.

Unter anderem durch eine gute Aus- und permanente Fortbildung und mit einer
verbesserten Ausstattung versucht nicht zuletzt auch die Polizei, den sich
verändernden Herausforderungen gerecht zu werden.

Aggressionsdelikte

Die Aggressionsdelikte sanken im Jahr 2021 um 9,9 Prozent auf 3.477 Fälle.
Dieser Abwärtstrend war auch bei der Gewaltkriminalität mit einem Rückgang um
11,7 Prozent festzustellen, u.a. bei den Raubdelikten und bei schwerer
Körperverletzung. Nach einem Anstieg im Jahr 2020 sank die Gesamtzahl der
Körperverletzungsdelikte im Jahr 2021 um 339 auf 3.236 Fälle. Dies entspricht
einem Rückgang von 9,5 Prozent. Auch hier ist davon auszugehen, dass die
Einschränkungen der Corona-Pandemie mit ursächlich waren.

Cybercrime

Aufgrund neuer Erfassungsrichtlinien bei der Cyberkriminalität ist kein direkter
Vergleich zum Vorjahr 2020 möglich. Dennoch muss davon ausgegangen werden, dass
die Fallzahlen im Jahr 2021 gestiegen sind. Insgesamt wurden 2.698 Straftaten
registriert. Warenbetrug mit 574 Fällen und die Verbreitung pornografischer
Schriften mit 282 Straftaten sowie der Warenkreditbetrug mit 249 Delikten führen
das Ranking an. Die Täterinnen und Täter agierten oft aus dem Ausland und
konnten ihre Spuren mithilfe spezieller Softwareprogramme leicht verwischen.
Dies zog zeitaufwendige Ermittlungen der Polizei nach sich. Gerade während der
Coronapandemie hatte sich das Konsumverhalten spürbar ins Internet verlagert.
Das Repertoire der Internetkriminalität erstreckte sich von "Scamming" sowie
"Phishing" bis hin zur digitalen Erpressung. Und es kommen immer neue
Kriminalitätsfelder hinzu. Einfache Verhaltensweisen wie sichere, wechselnde
Passwörter sowie besondere Vorsicht vor übergünstigen Angeboten können davor
schützen, Opfer von Straftaten zu werden. Fragwürdige Mails sollten erst gar
nicht geöffnet werden.

Häusliche Gewalt

Die häusliche Gewalt ist im Jahr 2021 um 51,2 Prozent auf 777 Fälle angestiegen
und von einer hohen Dunkelziffer ist auszugehen. Insbesondere stiegen die
angezeigten Körperverletzungsdelikte um 134 auf 579 Fälle. Zum einen dürfte die
Steigerung auf den pandemiebedingten Rückzug der Bevölkerung aus dem
öffentlichen Raum zurückzuführen sein. Ferner wurde das Thema seit einiger Zeit
öffentlichkeitswirksam aufgegriffen, es ist mittlerweile kein Tabuthema mehr.
Betroffene wurden angehalten, Anzeige zu erstatten. Nicht zuletzt brachte hier
auch die Umsetzung des Gewaltschutzgesetzes eine Verbesserung und auch
Annäherungsverbote haben vor weiteren Übergriffen geschützt. Die Polizei setzt
zudem ein standardisiertes Verfahren zur Verbesserung der Anzeigenaufnahme und
Beratung der Opfer ein. Das gesteigerte Anzeigeverhalten führte unter anderem
offensichtlich auch zur Aufhellung des Dunkelfelds. Bei Verfahren der häuslichen
Gewalt steht der Schutz der Opfer im Vordergrund.

Polizeipräsidentin Caren Denner:

"Es ist äußerst erfreulich, dass die Gesamtkriminalität erneut gesunken ist.
Maßgeblich für unser Sicherheitsgefühl sind die Deliktsfelder des
Wohnungseinbruchs und auch der Straßenkriminalität. Die Rückläufigkeit der
Straftaten insoweit und besonders auch die geringere Zahl von
Körperverletzungsdelikten ist ein gutes Ergebnis und ein wichtiges, positives
Signal für unsere Bürgerinnen und Bürger.

Es ist mir ein großes Anliegen, auf die Wichtigkeit von Strafanzeigen
hinzuweisen. Kriminalität spielt sich oftmals im Verborgenen ab und muss
aufgehellt werden, nur wenn die Polizei Kenntnis von strafrechtlich relevanten
Sachverhalten hat, kann sie dagegen vorgehen. Deswegen ist es wichtig, auch bei
vermeintlich geringen Verstößen Anzeige bei der Polizei zu erstatten. Ganz
besonders bedeutsam ist dies bei sexualisierter Gewalt oder häuslicher Gewalt.
Dabei geht es nicht nur um die Festnahme der Täter, sondern vielmehr auch um den
Schutz der Opfer. Deshalb habe ich die Bitte: Schauen Sie nicht weg!

Mein ganz besonderer Dank gilt den Kolleginnen und Kollegen, die sich täglich
den immer wieder neuen Herausforderungen des polizeilichen Alltags stellen, und
dies nicht selten unter Einsatz ihrer Gesundheit. Damit leisten sie einen
maßgeblichen Beitrag für ein gutes gemeinsames und geordnetes Zusammenleben in
unserer Gesellschaft."