Neuer Intendant am Theater
(Baden-Baden) Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung dem Vorschlag der Findungskommission zur Wahl einer neuen Intendanz am Theater ...

Der Gemeinderat hat in seiner jüngsten Sitzung dem Vorschlag der Findungskommission zur Wahl einer neuen Intendanz am Theater Baden-Baden zugestimmt und den Regisseur, Dramaturgen und Autor Simon Meienreis zum neuen Intendanten ans Theater Baden-Baden berufen. Simon Meienreis, derzeit Dramaturg am Maxim Gorki Theater in Berlin, wird seine Arbeit in Baden-Baden zur Spielzeit 2026/27 aufnehmen. Der 38-Jährige tritt die Nachfolge von Nicola May an, die das Theater Baden-Baden nach 22-jähriger Tätigkeit zum Ende der Spielzeit 2025/26 auf eigenen Wunsch verlässt.
„Mit Simon Meienreis beginnt ein neues Kapitel für das Theater Baden-Baden – geprägt von frischen Ideen, zeitgemäßem Theaterverständnis und einem klaren künstlerischen Profil“, ist sich Oberbürgermeister Dietmar Späth sicher. „Die Stadt Baden-Baden setzt mit seiner Berufung bewusst auf eine neue Generation in der Theaterleitung – offen, neugierig und voller Gestaltungswillen. Simon Meienreis steht für einen modernen Zugang zu Theater und Kultur. Die Stadt freut sich auf die Impulse, die von dieser neuen Intendanz ausgehen werden.“
Und auch Bürgermeister Roland Kaiser zeigt sich glücklich über die Neubesetzung: „Mit Simon Meienreis übernimmt eine starke Stimme der jüngeren Theatergeneration die Leitung – mit frischem Blick auf Kunst, Gesellschaft und Publikum.“
54 Kandidatinnen und Kandidaten hatten sich für die Position der Intendanz am Theater Baden-Baden beworben. Unter diesen hat die hinzugezogene Personalberatung KULTUREXPERTEN eine Vorauswahl getroffen und es wurden in einer Bestenauswahl sechs Personen zur persönlichen Vorstellung am 20.03.2025 eingeladen. Aus dem starken Bewerberfeld ging in einer zweiten Runde mit drei verbleibenden Bewerberinnen und Bewerbern am 08.04.2025 Simon Meienreis als Favorit hervor.
Simon Meienreis freut sich auf seine neue Aufgabe: „In Baden-Baden als ,kleinster Weltstadt‘ treffen europäische Kulturgeschichte und beeindruckende Natur aufeinander. Auf dem starken Fundament, das Nicola May gelegt hat, möchte ich gemeinsam mit den vielen engagierten Kolleginnen und Kollegen auf und hinter der Bühne sowie Nick Hartnagel und Susanne Lietzow als Hausregisseur und Hausregisseurin ein Ensembletheater gestalten, das Menschen verbindet: durch künstlerische Virtuosität, ansteckende Spielfreude und gesellschaftliche Offenheit. Ich verstehe Theater als gemeinsamen Prozess – als einen Ort, an dem unterschiedliche Perspektiven sichtbar sowie Nachwuchsförderung und Teilhabe gelebt werden. Mein Ziel ist ein lebendiges, einladendes Haus, das in die Stadt hineinhorcht, sie bereichert – und über sie hinausstrahlt.“
Auch Marie Leibing, Verwaltungsleiterin am Theater Baden-Baden betont „dass ein junger, hochqualifizierter Nachfolger gefunden werden konnte, um jetzt mit frischem Elan in diesen herausfordernden Zeiten das Theater erfolgreich in die Zukunft zu führen. Ich freue mich sehr auf die Zusammenarbeit mit Simon Meienreis.“
Designierter Intendant
Simon Meienreis
Simon Meienreis wurde 1986 in Bochum geboren. Nach dem Studium der Volkswirtschaftslehre, Philosophie und Soziologie in Duisburg-Essen, Hamburg und Jena führte ihn sein Weg ans Theaterhaus Jena, wo er als Dramaturg, Projektleiter und Autor arbeitete. Es folgten Engagements am Hessischen Landestheater Marburg, am Schauspielhaus Bochum und an den Theatern und Philharmonie Essen. Seit 2022 ist er Dramaturg am Maxim Gorki Theater in Berlin und arbeitete zuletzt unter anderem mit Lena Brasch, Oliver Frljić und Ersan Mondtag.
Im Jahr 2021 initiierte er das bundesweite Projekt Kein Schlussstrich!, das er gemeinsam mit Ayşe Güleç und Tunçay Kulaoğlu künstlerisch leitete. 18 Theater in 15 Städten entwickelten unter ihrer Koordination ein vielfältiges Programm zur Auseinandersetzung mit dem NSU-Komplex. Das Projekt hatte sich dem Erinnern durch Kunst und Diskurs verschrieben und suchte neue ästhetische Formen für die Auseinandersetzung mit Rassismus und rechter Gewalt.
Seine Arbeiten kreisen darum, Theater als Ort künstlerischer Auseinandersetzung und gesellschaftlicher Begegnung weiterzuentwickeln – mit Neugier und stilistischer Vielfalt.
Regisseur
Nick Hartnagel
Nick Hartnagel wurde 1987 in Stuttgart geboren und studierte von 2008 bis 2012 an der Hochschule für Schauspielkunst Ernst Busch Regie. Nach dem Studium assistierte er in den Jahren 2012 bis 2014 am Schauspiel Hannover, wo seine Diplominszenierung Fabian nach Erich Kästner und die Uraufführung von Soeren Voimas Die Römische Octavia entstanden. Seitdem ist Nick Hartnagel freier Regisseur und inszenierte unter anderem am Staatstheater Stuttgart, am Staatstheater Hannover, am Nationaltheater Mannheim, am Theaterhaus Jena, am Theater Magdeburg und bei den Ruhrfestspielen Recklinghausen. Ein Schwerpunkt seiner Arbeit stellt die Auseinandersetzung mit zeitgenössischer Dramatik dar. So waren seine Inszenierungen bereits mehrfach zum Heidelberger Stückemarkt sowie zu den Mülheimer Theatertagen eingeladen. Gemeinsam mit dem Schauspieler Henning Hartmann entwarf er die Youtube-Serien Tagebuch eines Dramaturgen, Reisetagebuch eines Dramaturgen und Schauspielschule XXL. Hierbei war er für Kamera, Schnitt, Regie und Drehbuch verantwortlich.
Regisseurin
Susanne Lietzow
Susanne Lietzow wurde in Innsbruck geboren. Sie besuchte zunächst eine Modeschule in Wien und absolvierte anschließend ein Studium der Bildhauerei in New York und eine Schauspielausbildung in Innsbruck. Danach wurde sie vom Landestheater Linz und anschließend vom Nationaltheater Weimar als Schauspielerin und später als Hausregisseurin engagiert. Seit 1999 inszeniert sie u. a. am Schauspiel Hannover, am Staatsschauspiel Dresden, am Theater Augsburg, am Nationaltheater Mannheim, am Schauspiel Stuttgart, am Theater Magdeburg, am Landestheater Linz sowie am Schauspielhaus und Volkstheater in Wien. Seit einigen Jahren widmet sich Susanne Lietzow vermehrt dem Musiktheater. Ihre Arbeit wurde u. a. zu den Mühlheimer Theatertagen eingeladen. Viermal wurde sie für den Nestroypreis nominiert und für How much Schatzi von H.C. Artmann und Höllenangst wurde sie zweimal mit dem Wiener Theaterpreis Nestroy von Johann Nestroy ausgezeichnet.
Auf dem Bild von links nach rechts zu sehen sind: Marie Leibing, Verwaltungsleiterin des Theater Baden-Baden, Simon Meienreis, designierter Intendant, Nick Hartnagel, Regisseur.
Bild: Viola Ratz