17.01.2024 10:41

Hästräger feiern Jubiläum

100 Jahre nachdem in Villingen 13 Zünfte die heutige Vereinigung Schwäbisch-Alemannischer Narrenzünfte läuft die Jubiläumsfastnacht des ältesten Narrenverbands Deutschlands auf Hochtouren.

Höhepunkt wird das Große Jubiläumsnarrentreffen im oberschwäbischen Weingarten, das größte in Baden-Württemberg, zu dem vom 19. bis 21. Januar zig tausende Narren und Besucher erwartet werden.

Festakt in Bad Saulgau

Rückblick: Der große Festauftakt wurde am Samstag, 13. Januar, in Bad Saulgau gemacht. Auf dem malerischen Marktplatz erwies die Bürgerwache der Stadt mit einer närrischen Serenade der Vereinigung die Ehre. Die Standarten aller 68 Mitgliedszünfte führten die Zunftvertreter, Bürgermeister, Abgeordnete und Landräte der VSAN-Städte, dann ins örtliche Stadion, wo die Dorauszunft Saulgau ihr „Hexensetzen“, der urige Saulgauer Brauch zur Fasnetseröffnung, zeigte. Ein fulminantes Höhen-Feuerwerk, das Geburtstagsgeschenk des Europaparks Rust an die VSAN, rundete den ersten Teil des Abends ab.

Kretschmanns Liebeserklärung an die Fasnet

Für die Festgäste und rund 800 Narrenvertreter ging es dann zum Festakt ins Stadtforum, wo der Ministerpräsident Winfried Kretschmann als Festredner zu einer Liebeserklärung an die schwäbischalemannische Fastnacht ansetzte: „Die Vereinigung Schwäbisch Alemannischer Narrenzünfte steht seit nunmehr einem Jahrhundert verlässlich für die Pflege und die Bewahrung der schwäbisch-alemannischen Fasnet. Die Fasnet spielt eine wichtige Rolle für den gesellschaftlichen Zusammenhalt und besitzt eine große integrative Kraft, die wir aktuell mehr denn je in unserer Gesellschaft brauchen. Schließlich gilt: Im Häs sind alle gleich und ich bin an der Fasnet immer glücklich. Es gibt immer wieder Momente der Rührung, die so schön sind, dass man feuchte Augen kriegt.“ Und der Landesvater fragte: „Was gibt es Schöneres, als in eng beisammen in einer Wirtschaft sitzen – lachen, singen, schunkeln, essen, trinken, Geschichten erzählen und dumm rausschwätzen dürfen?“ Der Ministerpräsident stellte fest: „Fasnet bei uns im Land ist ein wirkliches Kulturgut, das so lebendig ist, weil sich so viele Menschen engagieren. Das ist ein besonderer Schatz, der unserem Land seinen Charme gibt.“

Festgäste aus Villingen und Köln

Höhepunkte des Festakts waren die beiden Einmärsche der Narren: Allen voran aller 68 Mitgliedszünfte der VSAN und davon gefolgt der Einmarsch der Historischen Narrozunft Villingen mit einer 120-köpgfigen Narrenschar
und der Stadt- und Bürgerwehrmusik. Der Besuch der Gründerzunft Villingen, die heute nicht mehr Mitglied der VSAN ist und ihre Stadtmauern eigentlich nie verlässt, war eine besondere Geste der närrischen Verbundenheit untereinander. Stichwort Verbundenheit: Auch über den schwäbisch-alemannischen Raum hinaus kamen Festgäste: Für den erkrankten Präsidenten des Festkomitees Kölner Karneval überbrachte seine Stellvertreterin Christine Flock die Glückwünsche der Karnevalisten an die VSAN. Sie ermutigte die Narren den gemeinsamen Weg von schwäbisch-alemannischer Fatsnacht und rheinischem Karneval weiterzugehen – 2014 wurden beide Formen des närrischen Feierns nationales Kulturerbe der Unesco in Deutschland – sodass es in den nächsten Jahren klappen könnte, den Schritt in Richtung Unesco Kulturerbe der Menschheit nach Paris zu schaffen.

Das Große Narrentreffen steht vor der Tür

Seit mehr als zwei Jahren laufen die Vorbereitungen für das nur alle vier Jahre stattfindende Große Narrentreffen der VSAN. „Wir sind gut vorbereitet und haben mit der Stadt Weingarten einen total starken Partner an der Seite“, erklärt die Zunftmeisterin der Plätzlerzunft Altdorf-Weingarten 1348 e.V., Susanne Frankenhauser. Ihre Zunft richtet das Treffen aus.

25.000 Besucher pro Tag erwartet

4.000 Übernachtungen in Massenquartieren und Hotels von Bad Waldsee bis Friedrichshafen und Wangen im Allgäu sind bereits gebucht. „Die Narren werden in der ganzen Region untergebracht“, erklärt die Zunftmeisterin. Es gibt ein eigenes Netz aus Sonderbussen und Zügen. In Weingarten sollen sie alle verpflegt werden: 27 Zelte von Vereinen in der Region, dazu 50 Bewirtungsstände und die gesamte Gastronomie werden Plattformen zum Feiern bieten. Die Veranstalter rechnen mit rund 25.000 Besuchern pro Tag, zwei große Narrensprünge sind geplant. Der Umzug am
Sonntag wird live im SWR-Fernsehen übertragen, 10.000 bis 12.000 aktive Narren werden erwartet, plus zig Musikkapellen. „Wir wollen aber die Fasnet nicht auf diesen einen riesen Umzug konzentrieren, sondern das ganze Wochenende über aus erlebbar machen“, erklärt Frankenhauser. Bräuche aus dem ganzen Land werden am Samstag in Weingarten erlebbar sein. Für Kinder- und Familien wird ein „Närrischer Markt“, also „eine Art Jahrmarkt der Narren“ im Stil wie er schon vor 100 Jahren an vielen Jahren häufig Thema war, geboten. Aktives Mitmachen an Spielstationen wird möglich sein, Maskenschnitzer, Häsmaler und Metzger zeigen ihr Handwerk rund um alles, was man zum Fastnacht feiern braucht. Am Freitagabend wird das Narrentreffen mit einem kleinen Umzug von Zünften der Region, sowie einem Wirtshaus-Fasnet-Abend in der Innenstadt eröffnet. VSAN-Präsidium und Plätzlerzunft sind sich sicher: „So viel Fasnet aus dem ganzen Land an einem Wochenende, das wird ein einmaliges Erlebnis.“ Auch Weingartens Oberbürgermeister Clemens Moll fiebert dem Narrentreffen schon entgegen. Seine Stadtverwaltung unterstützt die ausrichtende Zunft, wo sie kann. „Das ist eine große Ehre“, erklärt der OB, der sich persönlich vor allem auf die Fülle an Bräuchen freut, die in Weingarten erlebbar werden.

FESTPROGRAMM

Freitag, 19. Januar
18:00 Uhr: Kleiner Narrensprung unserer befreundeten Nachbarzünfte vom Münsterplatz über Abt-Hyller-Str., Gartenstr., Löwenplatz, Karlstr. zum Rathausplatz, anschließend Närrischer Auftakt am Plätzlerbrunnen
19:00 Uhr Wirtshausfasnet in den Gaststätten und Bewirtung im Plätzlerzelt (bis 1 Uhr)

Samstag, 20. Januar
10:00 Uhr bis ca. 17:00 Uhr: Schneller-Weltmeisterschaft,Äußerer Klosterhof
Ab 12:00 Uhr: Öffnung der Zelte und Besenwirtschaften in der Innenstadt
13:00 Uhr: Narrensprung der Landschaft Oberschwaben-Allgäu (gleiche Strecke wie am Sonntag)
Ab 14:00 Uhr: Närrischer Markt (Löwenplatz über Karlstr. bis Rathausplatz) und Familienprogramm mit Heischebräuchen
Ab 14 Uhr: Brauchvorführungen
(Rathausplatz,Löwenplatz und Münsterplatz)
17:30 Uhr: Siegerehrung Schneller-WM, Löwenplatz
18:00 Uhr: Messe für Narren, Basilika
19:00 Uhr: Fackelumzug der Teufel und Dämonen
22:30 Uhr: Großes Finale, Münsterplatz bis 4:00 Uhr: Narrennacht in den Gaststätten und Zelten
Sonntag, 21. Januar
10:00 Uhr: Öffentliche Begrüßung der närrischen Gäste (Rathausplatz), anschließend Zunftmeisterempfang ab 10:30 Uhr: Einbinden der Stroh- und
Äschbären (Rathausplatz) 12:00 Uhr: Vorführung der Schneller, Ehrentribüne
12:30 Uhr: Großer Narrensprung - Ein Jahr im Sinne des Kulturguts
Fastnacht

„NARRENZEIT– Kulturerbe Fastnacht im Wandel“, heißt der Titel der Wanderausstellung, die durch das Jahr 2024 in Weingarten, Singen am
Hohentwiel, Rottenburg a.N. und Offenburg gezeigt wird. Sie setzt an in den Gründungsjahren der VSAN: Kinder standen zunächst im Mittelpunkt der Bräuche. Das Verteilen von Brezeln durch die Narren hatte damals einen ganz anderen sozialen Hintergrund. Weitere Themen sind die
wechselvolle Beziehung zwischen Fastnacht & Karneval. Und die Narrentreffen: Heute ein Merkmal der Fasnet, sind sie noch gar nicht sehr
alt. „Früher hat man Fastnacht nur daheim im eigenen Ort gemacht. Dass Narren sich treffen und gemeinsam feiern, hat erst im Nachgang der
Vereinigungs-gründung begonnen“, erklärt Roland Wehrle. Über VR-Elemente soll die Emotionalität der Fastnacht transportiert werden.
Die Ausstellung wird pünktlich vor dem Großen Narrentreffen am 18. Januar im Schlössle in Weingarten eröffnet.