26.03.2019 07:12

Weniger Straftaten 2018 im Polizeipräsidiumsbereich

(Karlsruhe) Etwas schwächer als im Landestrend mit 1,3 Prozent ist im Jahr 2018 beim Polizeipräsidium Karlsruhe ein Rückgang der erfassten Delikte um 0,7 Prozent zu verzeichnen. Die Aufklärungsquote befindet sich mit 61,7 Prozent auf dem zweithöchsten Stand der vergangenen zehn Jahre, nachdem sie im Jahr 2017 mit 62 Prozent auf einen Zehnjahreshöchstwert gesteigert werden konnte.

Auf 100.000 Bewohner im Bereich des Polizeipräsidiums Karlsruhe
kamen im Jahr 2018 insgesamt 5.107 Straftaten (sog. Häufigkeitszahl).
Das sind 68 Zähler unter dem Wert des Vorjahres (5.175) und
entspricht einem Rückgang von 1,3 Prozent. Damit steht das Karlsruher
Präsidium auf dem ersten Rang unter den Präsidien, in deren
Zuständigkeit sich Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern befinden."
Bei der Betrachtung der Kreise ist festzustellen, dass der Stadtkreis
Karlsruhe in der Kriminalitätsbelastung vor den Städten Heidelberg,
Mannheim und Freiburg bleibt. Auch Pforzheim bleibt nach Heilbronn
die zweitsicherste kreisfreie Großstadt im Land. Der Enzkreis
avancierte wie bereits im Jahr 2017 zum sichersten der 35 Landkreise
in Baden-Württemberg und der Landkreis Calw konnte sich um einen
Platz verbessern und damit den zweitbesten Rang belegen.

Eigentumskriminalität

Die deutlichsten Rückgänge der Fallzahlen waren bei der
Eigentumskriminalität festzustellen. Sowohl der einfache als auch der
besonders schwere Fall des Diebstahls haben zwar mit 20.001 Fällen
oder 31,7 Prozent den größten Anteil an der Gesamtkriminalität,
jedoch gingen die Delikte das dritte Mal in Folge zurück und befinden
sich im Jahre 2018 auf einem Zehn-Jahres-Tiefstand. Zudem sind
nunmehr zum vierten Mal in Folge die Zahlen beim
Wohnungs-Einbruchsdiebstahl, der mit erheblichen Auswirkungen auf das
subjektive Sicherheitsgefühl der Bürgerinnen und Bürger einhergeht,
rückläufig und erreichten 2018 mit 779 Fällen ebenfalls den tiefsten
Stand seit zehn Jahren. Mit 25,8 Prozent konnte die Aufklärungsquote
bei diesen Delikten nahezu verdoppelt werden (2017: 12,7 Prozent),
wobei es fast bei der Hälfte der registrierten Wohnungseinbrüche
(45,2 Prozent) im Jahr 2018 beim Versuch blieb.

Jugendkriminalität

Erfreuliche Entwicklungen zeigen sich auch bei der
Jugendkriminalität. So war bei den Tatverdächtigen unter 21 Jahren im
Jahr 2018 ein Rückgang um 8,9 Prozent zu verzeichnen. Die rückläufige
Entwicklung zeigt sich besonders deutlich bei den Jugendlichen. Die
Anzahl der Tatverdächtigen fiel sogar um 13,5 Prozent. Auch bei den
Kindern (-2,7 Prozent) und bei den Heranwachsenden (-5,9 Prozent)
wurden Rückgänge verzeichnet.

Sexualdelikte

Noch stärker als im Landesdurchschnitt (+24,5 Prozent) stiegen
beim Präsidium Karlsruhe allerdings die Fallzahlen der Sexualdelikte
mit 38,1 Prozent um 206 auf 747 Fälle. Dabei gilt zu berücksichtigen,
dass mit dem neuen Straftatbestand der sexuellen Belästigung (§ 184 i
StGB) Fälle als Sexualstraftaten erfasst werden, die bislang nicht
oder allenfalls im Einzelfall als Beleidigung (§ 185 StGB)
registriert und damit nicht zu den Sexualstraftaten gezählt wurden.
Die Erweiterung des Sexualstrafrechts, die öffentliche Debatte, sowie
die mediale Präsenz und die damit zusammenhängende Sensibilisierung
der Bevölkerung dürften auch Auswirkungen auf die Anzeigebereitschaft
der Opfer gehabt haben. Dies trägt zwar auch zu einer Aufhellung des
Dunkelfeldes bei, aber die unmittelbare Vergleichbarkeit der
Gesamtzahlen mit den Vorjahren ist schwierig. Der Anstieg betraf alle
Stadt- und Landkreise mit Ausnahme des Landkreises Calw, hier gab es
einen Rückgang um 23,5 Prozent. In den meisten Fällen der angezeigten
Vergewaltigungen (Anstieg um 39 auf 92 Fälle) bestand zumindest eine
flüchtige Vorbeziehung. Überfallartig begangene Vergewaltigungen
gingen um drei Fälle auf vier registrierte Straftaten zurück.

"Enkeltrick", "Schockanrufe" und "Falsche Polizeibeamte"

Insbesondere bei den Vorfällen im Zusammenhang mit dem Phänomen
"Falsche Polizeibeamte und Enkeltrick" sind ein Zuwachs von +55,1
Prozent und ein Anstieg von 200 auf 563 Vorfälle zu verzeichnen. Der
Stadt- und Landkreis Karlsruhe ist hierbei besonders hoch belastet.
Allerdings gibt es unterschiedliche Handhabungen bei den zuständigen
Staatsanwaltschaften. So wird bei den Staatsanwaltschaften Pforzheim
und Tübingen der Großteil der Fälle, wenn es lediglich bei einem
Anruf bleibt, als straflose Vorbereitungshandlung bewertet, während
bei der Staatsanwaltschaft Karlsruhe die Verwirklichung des
Tatbestands der Amtsanmaßung in Betracht gezogen wird und somit auch
den Weg in die Statistik findet. Bemerkenswert ist, dass von 142
Fällen beim sog. "Enkeltrick" lediglich zehn Fälle oder 7,0 Prozent
vollendet wurden und dadurch ein Schaden in Höhe von über 218.000
Euro entstand. Der weit überwiegende Teil der Straftaten blieb im
Versuchsstadium. Beim "Angeblichen Polizeibeamten" waren die Täter in
15 Fällen erfolgreich und konnten über 353.000 Euro erbeuten. Seit
Monaten wird die Öffentlichkeit mit Flyern und Pressemeldungen
aufgeklärt, Zusätzlich werden Bankmitarbeiter und Taxifahrer
sensibilisiert. Nicht zuletzt dadurch dürften nur wenige Taten zum
Erfolg geführt haben.

Rauschgiftdelikte

Die registrierten Verstöße im Zusammenhang mit der
Betäubungsmittelkriminalität hängen maßgeblich mit den polizeilichen
Aktivitäten zusammen, deshalb spricht man auch von der sogenannten
"Holkriminalität". Der seit 2011 ansteigende Trend setzte sich 2017
nicht fort. Die Delikte blieben mit 4.542 Fällen exakt auf dem
Vorjahresniveau. Die Maßnahmen zur Verhinderung einer sogenannten
"Offenen Rauschgiftszene" in der Stadt Karlsruhe wurden auch im Jahr
2018 fortgesetzt. Bei entsprechenden Einsatzmaßnahmen wurden
insgesamt 342 Verstöße gegen das Betäubungsmittelgesetz, darunter 278
Besitz- und Erwerbsstraftaten, 26 Handelsdelikte und 38 sonstige
Straftaten festgestellt und verfolgt. Im Jahr 2018 wurden im Bereich
des Polizeipräsidiums Karlsruhe 14 Rauschgifttodesfälle registriert.
Das ist ein erheblicher Rückgang um neun Todesfälle, womit das Niveau
des Jahres 2014 erreicht wurde.

"Gewalt gegen Polizeibeamte"

Gewaltdelikte gegen Polizeibeamte sind seit Jahren bundes- und
landesweit auf einem besorgniserregenden hohen Niveau. Häufig werden
Polizeibeamtinnen und Polizeibeamte nicht nur bei der Durchsetzung
von Zwangsmaßnahmen oder bei besonderen Einsatzlagen angegriffen,
sondern auch zunehmend bei alltäglichen Standardmaßnahmen. Zur
Jahresmitte 2017 wurde der § 114 (1) StGB "Tätlicher Angriff auf
Polizeibeamte" in das Strafgesetzbuch aufgenommen. Bei der
"Körperverletzung" zum Nachteil von Polizeibeamtinnen und
Polizeibeamten ist im Jahr 2018 ein Rückgang um 101 Fälle oder 50,2
Prozent auf 100 Fälle feststellbar. Dieser deutliche Rückgang
begründet sich vornehmlich auf die Einführung des oben genannten
Paragraphen, der in Fällen von körperlichem Vorgehen gegen
Polizeibeamten als Führungsdelikt gegenüber der einfachen
Körperverletzung in der PKS erfasst wird. Beim Präsidium Karlsruhe
wurden 2018 insgesamt 170 Fälle mit "Tätlichem Angriff auf
Polizeibeamte" registriert.

Raubdelikte

Die Fallzahlen der Raubdelikte gingen seit ihrem Höchststand im
Jahr 2015 zum dritten Mal in Folge zurück. Im Jahr 2018 verringerten
sich die Fallzahlen um 14,0 Prozent oder 50 auf 307 Fälle und fielen
damit auf den niedrigsten Stand der vergangenen zehn Jahre. Während
im Stadt- und Landkreis Karlsruhe sowie im Enzkreis rückläufige
Fallzahlen registriert wurden, stiegen diese in Pforzheim um neun auf
68 und im Landkreis Calw um zwei auf 24 an.

Tatverdächtige Deutsche / Nichtdeutsche

Die Zahl der deutschen Tatverdächtigen ging dem langjährigen Trend
folgend auch im Jahr 2018 im Vergleich zum Vorjahr um 214 oder 1,4
Prozent auf 15.635 Tatverdächtige zurück. Bereinigt man die
Gesamtstraftaten um die ausländerrechtlichen Tatbestände, also die
Straftaten, die nahezu ausschließlich von Nichtdeutschen begangen
werden können, stehen den 15.627 deutschen Tatverdächtigen 10.560
Nichtdeutsche gegenüber. Bei den Nichtdeutschen - zu diesen gehören
Flüchtlinge und Asylsuchende ebenso wie beispielsweise ausländische
Arbeitskräfte, Austauschstudenten, Fernfahrer,
Stationierungsstreitkräfte und Touristen - waren nach jahrelangen
teils starken Anstiegen im Jahr 2018 zum dritten Mal in Folge
rückläufige Tatverdächtigenzahlen zu verzeichnen.

Bilanz

Polizeipräsidentin Caren Denner zieht bilanzierend ein sehr
positives Resümee nach der Vorstellung der Statistik: "Die bisherige
gute Entwicklung nicht nur fortgeführt, sondern trotz der spürbar
angespannten Personalsituation, unter anderem einhergehend mit der
Aufrechterhaltung monatelanger Sonderkommissionen und anderweitiger
Herausforderungen und Einsatzlagen, sogar in Teilen noch ausgebaut zu
haben, erfüllt mich mit großer Zufriedenheit. Für diese erfolgreiche
Arbeit und herausragende Leistung habe ich mich bei meinen
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu bedanken, die tagtäglich unter
Einsatz ihrer Gesundheit für die Sicherheit unserer Bürgerinnen und
Bürger da sind."