27.10.2020 19:20

Warnstreik

Auch die inzwischen vierte Verhandlungsrunde für die 2.200 Beschäftigten der Rhein-Neckar-Verkehr GmbH (RNV) in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen wurde heute in Mannheim ohne Ergebnis beendet.

Die Arbeitgeber bestehen darauf, den Tarifabschluss im öffentlichen Dienst erst zu übernehmen, wenn dies in den parallelen Verhandlungen zum TV-N vereinbart worden ist. Über den Manteltarifvertrag verweigerten die Arbeitgeber heute Verhandlungen.

Andreas Schackert, ver.di Verhandlungsführer: „Ein Teil unseres Tarifkonfliktes
wurde am Sonntag eigentlich gelöst, die RNV verschärft ihn weiter. Sie versucht nun
wie der KAV ihre Beschäftigten mit der Corona-Prämie zu erpressen. Dieses Spiel
machen wir nicht mehr mit. Die Arbeitgeber wissen genau, dass nur noch sehr wenig
Zeit zur Verfügung steht, um die Prämie steuer- und abgabenfrei auszuzahlen. Deshalb
sehen wir uns gezwungen, den Druck jetzt schnell und spürbar zu erhöhen.“

Die Gewerkschaft wird deshalb noch diese Woche zu einem ganztägigen Warnstreik im
gesamten Unternehmen RNV inklusive Fahrdienst aufrufen.

„Es ist bitter, dass die Fahrerinnen und Fahrer der RNV jetzt und in diesen Tagen
noch weiter streiken müssen für die Prämie, die Erzieherinnen, Pflegekräfte oder
Müllwerker der Städte Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen schon haben“, so
Schackert.

Das am Sonntag in Potsdam erreichte Tarifergebnis für den öffentlichen Dienst der
Kommunen sieht als Anerkennung für die Leistungen in der Pandemie und zur
Überbrückung der Zeit bis zur ersten tabellenwirksamen Erhöhung eine steuer- und
abgabenfreie Corona-Prämie von bis zu 600 Euro vor. Bei der RNV wurden bisher
Tarifabschlüsse im öffentlichen Dienst wie beim TV-N zeit- und wirkungsgleich
übernommen. Für den TV-N steht mit dem KAV ein zusätzlicher Verhandlungstermin noch
in dieser Woche im Raum. Eine Zusage für die Übernahme des Potsdamer Abschlusses
steht auch hier immer noch aus. Mit der RNV wurde eine fünfte Verhandlungsrunde für
den 6. November vereinbart.


Hintergrund:
ver.di will für die rund 8.600 Beschäftigten im kommunalen Nahverkehr in
Baden-Württemberg (TV-N und RNV) unter anderem Entlastungstage, deutlich bessere
Überstundenregelungen sowie die Anhebung des Urlaubsgeldes erreichen. Im TV-N geht
es daneben auch um kürzere Arbeitszeiten, bei der RNV um die Aufwertung der
gewerblichen Berufe.

In Baden-Württemberg gilt der TV-N für rund 6.400 Beschäftigte in sieben kommunalen
Verkehrsbetrieben in Stuttgart, Karlsruhe, Baden-Baden, Freiburg, Konstanz,
Esslingen und Heilbronn. Der Haustarifvertrag bei der RNV gilt für 2.200
Beschäftigte in Mannheim, Heidelberg und Ludwigshafen. Insgesamt werden in den acht
Verkehrsunternehmen weit über eine Million Kundinnen und Kunden pro Tag befördert.