Neun „Höfe für biologische Vielfalt“ erhalten Auszeichnung
Das Regierungspräsidium Freiburg (RP) hat beim Wettbewerb „Höfe für biologische Vielfalt“ neun landwirtschaftliche Betriebe aus den Landkreisen Breisgau-Hochschwarzwald, Waldshut, Lörrach und dem Stadtkreis Freiburg ausgezeichnet.
Regierungspräsident Klemens Ficht hat die Preise im Kurhaus Schluchsee übergeben: „Diese Betriebe zeigen vorbildlich, dass es gelingen kann, biologische Vielfalt zu fördern und gleichzeitig wirtschaftlich zu arbeiten.“
Nach der ersten erfolgreichen Runde in den Jahren 2020, 2021 und 2022 startete der Wettbewerb dieses Jahr in die zweite Runde. Ficht: „Mit der Neuauflage des Wettbewerbs wollen wir zeigen, dass sich Zuverlässigkeit und Kontinuität in der Zusammenarbeit zwischen Naturschutz und Landwirtschaft lohnen. Die rege Teilnahme in diesem Jahr bestärkt uns, diesen Weg weiterzugehen.“
Unter den 27 teilnehmenden Höfen war der Anteil der Grünlandbetriebe mit 15 besonders hoch und es entstand ein Kopf-an-Kopf-Rennen um den Hauptpreis in der Kategorie Grünland. Die Wettbewerbsjury hat sich daher entschieden, neben den vier Hauptpreisen weitere vier Sonderpreise für besondere Leistungen in der Grünlandbewirtschaftung auszuzeichnen. Zudem wurde ein Sonderpreis für die Preisträger von 2020 ausgelobt, die sich in diesem Jahr nochmals beworben haben.
Partner des Projekts sind die Landschaftserhaltungsverbände in Baden-Württemberg, der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband, der Landesnaturschutzverband Baden-Württemberg, der Bund Badischer Landjugend, die Bio-Musterregion Freiburg, der Landesverband Badischer Imker, der Badische Weinbauverband der Badische Landwirtschaftliche Hauptverband, der Naturpark Südschwarzwald, der Schwarzwaldverein sowie die Unteren Landwirtschafts- und Naturschutzbehörden
So hat die Jury die Auswahl der Preisträger begründet:
Hauptpreis Ackerbau (1.500 Euro): Martin Linser, Freiburg-Opfingen (Stadtkreis Freiburg): Martin Linser bewirtschaftet einen Ackerbaubetrieb und einige Weinbauflächen in Freiburg-Opfingen. Das Besondere des Betriebs ist der große Anteil an Blühflächen unterschiedlicher Art an der Ackerfläche und das diesbezügliche Engagement von Linser in der Zusammenarbeit mit Berufskollegen, Schulen und Firmen zur Etablierung eines blühenden Bands. Zudem baut er als konventioneller Betrieb das gesamte Getreide pestizidfrei an und engagiert sich mit weiteren Maßnahmen des Naturschutzes (Pflanzung von Kopfweiden, Einrichtung von Nistkästen und Trockenmauern im Hofbereich).
Hauptpreis Weinbau (1500 €): Johannes Kiefer vom ökologischen Weingut Johannes Kiefer in Eichstetten am Kaiserstuhl (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald): Auf den Flächen des Weinbaubetriebs Kiefer ist die biologische Vielfalt auf jedem Quadratmeter präsent – sei es in den Rebgassen mit den artenreichen Begrünungen, sei es auf den Randflächen, auf denen artenreiche Magerwiesen wachsen und sich Orchideen wieder angesiedelt haben, sei es in den angrenzenden Böschungen, die wieder geöffnet wurden zugunsten von Bienenfressern und anderen Tieren, sei es in den randlich und zum Teil auch in den Rebgassen gepflanzten Obstbäumen sehr unterschiedlicher Arten (Pfirsiche, Mirabellen und Myrobalanen, Feigen, Pistazien etc.). Darüber hinaus ist das naturkundliche Interesse und Engagement nicht nur beim Winzer Johannes Kiefer, sondern auch bei den mitarbeitenden Familienmitgliedern spür- und erlebbar – alle zusammen arbeiten daran, Weinbau und Naturschutz im Einklang zu betreiben.
Hauptpreis Mischbetrieb (1500 Euro): Michael Selinger von Michels Kleinsthof in Bad-Krozingen-Tunsel (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald): Michael Selinger hat auf vormals klassisch konventionell bewirtschafteten Ackerflächen einen äußerst vielfältigen Gemüsebau- und Mischbetrieb aufgebaut: Rings um die Kern- Betriebsflächen wurden artenreiche Gehölze gepflanzt, das Schnittgut der Gehölze und der vielen Saumstreifen wird zur Humusanreicherung genutzt. Auf allen weiteren Betriebsflächen außerhalb der Kernfläche werden Gehölze zur Beschattung und Belebung der Flächen eingebracht. Darüber hinaus wird sehr bodenschonend mit Leichtmaschinen gearbeitet und die biologische Vielfalt dieses Kleinbetriebs ist für die vielen Mitarbeiter, besuchende Schulklassen und andere erleb- und greifbar.
Hauptpreis Grünlandbewirtschaftung (1500 Euro): Klaus Rümmele von der Weidegemeinschaft Zweistädteblick GbR in Tunau (Kreis Lörrach): Die Weidegemeinschaft Zweistädteblick GbR engagiert sich seit vielen Jahren für die Offenhaltung der Gemarkung Tunau mit Ziegen und Pensionsrindern. Die äußerst steilen Flächen werden offengehalten, der Adlerfarn zurückgedrängt, die Weideführung ist sorgfältig auf die Flächen abgestimmt. Ohne das langjährige Engagement von Familie Rümmele wäre die Gemarkung innerhalb kurzer Zeit zugewachsen. Die biologische Vielfalt der Weideflächen des Betriebs ist immens und das Engagement der Weidegemeinschaft vorbildlich.
Sonderpreis für Wiederbewerber (1000 Euro): Markus Binninger vom Bruderhof in Ewattingen (Kreis Waldshut): Markus Binninger versteht es, die Naturzusammenhänge sehr praxisnah-landwirtschaftlich, sympathisch und zugleich naturkundlich versiert an Kinder- und Jugendgruppen, aber auch an Erwachsene weiterzugeben. Daneben schafft er durch sein differenziertes Vorgehen bei der Beweidung und Offenhaltung von Waldrändern viele ökologische Nischen. Bezüglich des Herdenschutzes hat er eine Zaunbaumaschine weiterentwickelt, mit der er die mobilen Wolfsschutzzäune einfacher stellen kann.
Sonderpreis Grünland – Landtechnik (1000 Euro): Stefan Wiesler vom Andresehof in Münstertal (Kreis Breisgau-Hochschwarzwald): Familie Wiesler hat den Betrieb auf komplette Weide- und Heubasis umgestellt (keine Silagegewinnung mehr) und dazu die Landtechnik perfektioniert – angefangen von den schonenden Messerbalken-Mähwerken über einen besonders bodenschonenden Kammrechen bis hin zu einer platz- und energieoptimierten Heutrocknung. Darüber hinaus wird die Festmist- und Gülletechnik durch Zusatz von Gesteinsmehl und Mikrorganismen verbessert, sodass die Geruchsentwicklung minimiert und die Nährstoffverfügbarkeit verbessert wird.
Sonderpreis Grünland – Erhaltung von Orchideenwiesen und Ackerwildkräutern (1000 Euro): Heinrich Kliewer vom Schlossberghof Küssaburg in Küssaberg (Kreis Waldshut): Familie Kliewer hat den Schlossberghof als junge Familie erst vor kurzem übernommen und bewirtschaftet dort auf sehr steilen Hangflächen äußerst artenreiche Magerwiesen in vorbildlicher Weise. Neben den orchideenreichen Magerwiesen wird auf kleiner Fläche ein Ackerwildkraut-Schutzacker bewirtschaftet und insgesamt die Kulturlandschaft des Küssabergs gepflegt (Streuobstwiesen, Hecken und Benjeshecken, Trockenmauern). Diese Arbeitsweise wird auch naturpädagogisch vermittelt (Waldkindergarten, Naturschutzgruppe Küssaberg e.V.), sodass auch Außenstehende davon erfahren.
Sonderpreis Grünland – Offenhaltung sehr unterschiedlicher Grünland-Habitate (1000 Euro): Sebastian und Simon Frommherz von der Hochland-Höfe GbR aus Häg-Ehrsberg (Kreis Lörrach): Sebastian und Simon Frommherz bewirtschaften sehr unterschiedliche Grünlandhabitate – zum einen steile und steilste Schwarzwaldhänge mit Ziegen, Hochlandrindern und Pferden (zusätzlich wurden verbuschte Hangbereiche wieder geöffnet), zum anderen werden die weiten, feuchten und nassen Moorwiesen bei Todtmoos offengehalten und in einem sehr guten Zustand erhalten. Beeindruckend ist auch die Zusammenarbeit im Familienverbund über zwei sehr unterschiedliche Gemarkungen hinweg.
Sonderpreis Grünland – Offenhaltung und Herdenschutz (1000 Euro): Holger und Martina Albrecht vom Windberghof in St. Blasien (Kreis Waldshut): Holger und Martina Albrecht bewirtschaften in abgelegener Lage einen traditionellen Schwarzwaldhof, den sie mit viel Mühe renoviert haben und weiter erneuern. Das Besondere des Betriebs ist neben der sehr guten Erhaltung der vielfältigen Grünlandhabitate auf der gesamten Grünlandfläche das Weidemanagement mit Herdenschutzhunden (inklusive Ausbildung von Herdenschutzhunden für andere Betriebe) sowie die Bewirtschaftung von Grünlandflächen mit Kaltblutpferden. Ein großer Teil der landwirtschaftlichen Tätigkeiten wird mit Arbeitspferden ausgeführt. Der Betrieb versteht sich als Zwischenglied zwischen Kulturlandschaft und Wildnis.