03.08.2021 09:30

Wieder mehr Zuzug

(Basel) Auch 2020 verzeichnete Basel-Stadt einen Wanderungsgewinn. Dieser ist erneut auf die Zuwanderung aus dem Ausland zurückzuführen.

Zwar sind die internationalen Wanderungsbewegungen im Vergleich zum Mittel der Jahre 2011 bis 2020 zurückgegangen. Dennoch sind weiterhin mehr Personen aus dem Ausland zu- als ins Ausland weggezogen.

Wanderungsgewinn trotz Rückgang der internationalen Wanderungsbewegungen

Im Jahr 2020 sind 13 480 Personen in den Kanton Basel-Stadt gezogen. 12 524 Personen haben den Stadtkanton verlassen. Der Wanderungssaldo ist mit 956 erneut positiv ausgefallen und wiederum aufgrund von Zuzügen aus dem Ausland zustande gekommen. Die durch die Folgen der COVID-19-Pandemie eingeschränkte Personenmobilität hat das Wanderungsverhalten beeinflusst: Der Wanderungssaldo 2020 liegt gegenüber dem Mittel der Jahre 2010 bis 2019 um 8,6% tiefer. Die Zuzüge aus dem Ausland haben sich im Vergleich zum Zehnjahresmittel um 11,9% reduziert, die Wegzüge ins Ausland gar um 14,0%. Der Rückgang der internationalen Wanderungsbewegungen zeigt sich vor allem in den Monaten März bis Juni, als in der Schweiz die ausserordentliche Lage gegolten hat. Hingegen haben die Zu- und die Wegzüge aus der bzw. in die Schweiz im Vergleich zum Mittel der Jahre 2010 bis 2019 zugenommen (+4,7% und +10,6%).

Deutsche und Italiener bilden grösste Ausländergruppen bei Wandernden

Die Zahl der jährlich Zuziehenden mit Schweizer Pass schwankt zwischen 2006 und 2020 zwischen 4 600 und 5 400 Personen; ihr Anteil am Total der Zugezogenen hat abgenommen. Bei den ausländischen Staatsangehörigen bilden Personen mit deutschem Pass die grösste Gruppe. Ihr Anteil an den ausländischen Zuziehenden war von 2008 bis 2011 rückläufig. Seit 2012 besitzt jährlich etwas mehr als ein Viertel der ausländischen Zuziehenden die deutsche Staatsangehörigkeit. Italiener sind im Zeitraum 2006 bis 2020 die zweitgrösste Gruppe. Ihr Anteil an den ausländischen Zuziehenden ist von knapp 5% im Jahr 2006 auf gut 9% im Jahr 2020 gestiegen. An dritter Stelle folgen indische Staatsangehörige, die 6% der ausländischen Zuziehenden der Jahre 2006 bis 2020 stellen. Die Zahl der Schweizer Staatsangehörigen, die aus Basel-Stadt wegziehen, ist seit 2006 gesunken, ebenso ihr Anteil an allen Weggezogenen. Wie bei den Zuziehenden hat auch bei den Wegziehenden der Anteil Deutscher an allen ausländischen Wegziehenden abgenommen und liegt seit 2016 bei rund 26%. Auch bei den Wegziehenden bilden Italiener die zweitgrösste ausländische Gruppe mit einem Anteil von jeweils rund 9% in den letzten fünf Jahren. Mit einem Anteil von rund 6% seit 2016 folgen Wegziehende mit indischer Staatsangehörigkeit. Auch bei den innerhalb des Kantons Umziehenden ist der Anteil der Schweizer Staatsangehörigen gesunken. 20% der ausländischen Umziehenden der Jahre 2006 bis 2020 sind Deutsche, je 9% italienische und türkische Staatsangehörige.

Inder und US-Amerikaner ziehen am häufigsten direkt aus ihrem Heimatland zu

Neben Personen mit Schweizer Staatsangehörigkeit sind Inder mit 78% und US-Amerikaner mit 72% am häufigsten direkt aus ihrem Heimatland nach Basel-Stadt zugezogen, französische und italienische Staatsangehörige am seltensten (54% und 53%). Von allen aus der Schweiz in den Kanton Basel-Stadt Zugezogenen der Jahre 2016 bis 2020 hat knapp die Hälfte zuvor in der Agglomeration Basel gewohnt. Deutlich höhere Anteile an Zugezogenen aus der Agglomeration Basel weisen die portugiesischen, türkischen und US-amerikanischen Staatsangehörigen sowie Personen mit serbischem, montenegrinischem oder kosovarischem Pass auf. Bereits in der Schweiz lebende indische und französische Staatsangehörige ziehen hingegen vor allem aus der übrigen Schweiz nach Basel-Stadt (77% und 79%). Schweizerinnen und Schweizer kommen knapp zur Hälfte aus der Agglomeration Basel und aus der übrigen Schweiz. Von allen in die Schweiz Wegziehenden der letzten fünf Jahre ist fast ein Fünftel in eine angrenzende Gemeinde gezogen. Bei den Indern (41%) und US-Amerikanern (36%) sind diese Anteile deutlich höher.

Wegziehende mit Schweizer, türkischer sowie serbischer, montenegrinischer oder kosovarischer Staatsangehörigkeit sind am längsten in Basel-Stadt wohnhaft, bevor sie wegziehen. Inder dagegen wohnen vor ihrem Wegzug im Durchschnitt nur während zwei Jahren im Kanton. 16% der Schweizer Weggezogenen leben seit Geburt in Basel-Stadt. Auch jeder sechste türkische Weggezogene wohnt seit Geburt im Kanton.

Das Statistische Amt analysiert jährlich die räumlichen Bevölkerungsbewegungen. Die aktuelle Ausgabe der Wanderungsanalyse widmet sich nebst den wichtigsten Kennzahlen der Zu- und Abwanderung schwerpunktmässig dem Wanderungsverhalten nach Staatsangehörigkeit. Zudem enthält die Wanderungsanalyse eine Untersuchung, ob sich 2020 aufgrund der COVID-19-Pandemie Abweichungen zu den Wanderungsbewegungen anderer Jahre zeigen. Die Wanderungsanalyse beruht auf Auswertungen aus dem kantonalen Einwohnerregister.

Ergänzend zum Bericht werden die Kernindikatoren auf der Internetseite des Statistischen Amtes in interaktiven Grafiken dargestellt: www.statistik.bs.ch/wanderung

Interpretation der Resultate aus Sicht der Kantons- und Stadtentwicklung

Die Wanderungsanalyse 2020 zeigt rein vom Volumen her betrachtet einen Rückgang der Zu- und Wegzüge von gut zehn Prozent gegenüber den Vorjahren. Der Rückgang ist aber vor allem auf geringere internationale Wanderungen aufgrund der eingeschränkten Personenmobilität im zweiten Quartal 2020 zurückzuführen. In allen übrigen Monaten lagen die Wanderungen über die Landes- und Kantonsgrenzen in der Grössenordnung der Vorjahre. Der Wanderungssaldo zeigt im Jahr 2020 wieder einen deutlichen Zuwanderungsüberschuss (+956 Personen) und liegt nahe am Durchschnitt des vorherigen Jahrzehnts. Dies ist angesichts der Erwartung, dass aufgrund der Pandemie die Mobilität der Haushalte stark eingeschränkt würde, ein insgesamt überraschendes Ergebnis und spricht für die Attraktivität und Dynamik des Standortes.

Der positive Wanderungssaldo resultierte wie in den Vorjahren vor allem durch den hohen Zuzug aus dem Ausland und hierbei mehrheitlich von Personen ohne Schweizer Pass (rund +3 000 Personen). In der Folge stieg der Ausländeranteil im Kanton Basel-Stadt per Ende 2020 auf 37,0%. Der seit Jahrzehnten anhaltende Trend eines steigenden Anteils von Personen ohne Schweizer Pass bzw. der Internationalisierung des Standortes bleibt also ungebrochen. Diese Entwicklung unterstreicht die Bedeutung der in Basel gelebten Willkommenskultur und die Wichtigkeit der Integrationsförderung im Kanton Basel-Stadt.

Die jetzt veröffentlichten Zahlen der Wanderungsanalyse belegen, dass Basel auch in Zeiten von Corona attraktiv für die Zuwanderung bleibt. Dies ist die direkte Folge der Sogwirkung des Arbeitsmarktes, der zahlreiche Fachkräfte und ihre Familien aus dem Ausland anzieht. In den Jahren vor Corona entstanden Arbeitsplätze in der pharmazeutischen Industrie, aber auch im Gesundheitswesen, im Bildungsbereich, in den Ingenieur- und Architekturberufe sowie bei den Beratungsdienstleistungen. Zwar liegen die Zahlen zur Entwicklung des Basler Arbeitsmarktes nach Wirtschaftsbranchen für das Jahr 2020 noch nicht vor, es kann jedoch davon ausgegangen werden, dass sich die genannten Branchen im letzten Jahr insgesamt als krisenresistent erwiesen haben und sich die Wachstumsdynamik in diesen Branchen weiter fortsetzen wird. Im Bereich der hochqualifizierten Arbeitskräfte, zu denen die Mehrheit der im Ausland rekrutierten Arbeitskräfte gehören, scheinen die wirtschaftlichen Folgen der Pandemie bereits überstanden.

Das Vorantreiben von Arealentwicklungen ist die entscheidende Voraussetzung für eine prosperierende Stadt mit einem kontinuierlichen Bevölkerungs- und Wirtschaftswachstum. Im Jahr 2020 konnte die Anzahl Wohnungen um 672 Einheiten erweitert werden, ein beträchtlicher Teil davon entfiel auf die Neubauprojekte CityGate und Claraturm (Annex-Bau), in denen ab September 2020 schätzungsweise knapp 500 Personen einziehen konnten. Passend hierzu zeigt die Wanderungsanalyse im Herbst deutlich höhere Umzugszahlen als im langjährigen Durchschnitt. Aus Sicht der Kantons- und Stadtentwicklung besteht aufgrund dem anhaltend hohen Bedarf an Wohnungen trotz leicht steigender Leerstandszahlen eine zentrale Aufgabe darin, das Wohnungsangebot im Kanton vielfältig weiterzuentwickeln. Die Transformationsareale bieten die Chance, zusätzlichen Wohnraum entstehen zu lassen, damit das Wachstum der Agglomeration Basel auch innerhalb der Kantonsgrenzen möglich bleibt. Damit Wohnraum für unterschiedliche Bedürfnisse und Einkommen entsteht, ist im kantonalen Richtplan der Planungsgrundsatz verankert, dass mindestens ein Drittel des neu geschaffenen Wohnraums preisgünstig sein soll.

Die Zusatzauswertungen der diesjährigen Wanderungsanalyse nach Nationalitäten und Schweizer Regionen belegen, dass einerseits der Wegzug von Schweizerinnen und Schweizer aus dem Kanton Basel-Stadt seit 2006 rückläufig ist und andererseits der Wegzug in erster Linie in die (schweizerischen) Agglomerationsgemeinden von Basel erfolgt. Der Wanderungssaldo mit diesen Agglomerationsgemeinden bleibt negativ, hingegen ziehen aus der übrigen Schweiz mehr Schweizerinnen und Schweizer in den Kanton Basel-Stadt zu als sie den Kanton in Richtung übrige Schweiz verlassen. Diese Zahlen zeigen, dass der Kanton Basel-Stadt nicht nur für Ausländerinnen und Ausländer aus dem Ausland, sondern auch für Schweizerinnen und Schweizer aus der Schweiz attraktiv ist. Ein gegebenenfalls späterer Umzug aus der Kernstadt in die Agglomeration unterstreicht die Attraktivität der ganzen Region Basel.