09.10.2020 10:20

Neuer Notarzt-Standort

(Malterdingen) Wie schnell ein Notarzt oder Rettungswagen nach einem Notruf vor Ort eintrifft, kann über Leben und Tod entscheiden. Baden-Württemberg ist das einzige Bundesland mit der Doppelten Hilfsfrist, das bedeutet, dass sowohl der Notfallsanitäter als auch der Notarzt innerhalb von 15 Minuten vor Ort sein müssen. Und das in 95 Prozent aller Notfälle.

Diese gesetzliche Hilfsfrist einzuhalten, war im Landkreis Emmendingen mit seinen beiden bestehenden Notarztstandorten Emmendingen und Elzach vor allem im Bereich Nördlicher Kaiserstuhl sowie im Nördlichen Breisgau nicht durchgehend möglich. Zum einen hinderten die langen Wegstrecken die Rettungskräfte daran, innerhalb der vorgeschriebenen Viertelstunde vor Ort zu sein. Zum anderen spitzte sich die Lage durch den zunehmenden Verkehr zu.
Daher hat der zuständige Bereichsausschuss für den Landkreis Emmendingen im vergangenen Jahr beschlossen, einen dritten Notarztstandort in Malterdingen einzurichten, dies zunächst für zwei Jahre. Seit 2. März 2020 ist der Standort mit schneller Anbindung an die Bundesstraße und Autobahn im Malterdinger Gewerbegebiet in der ehemaligen Zimmerei Engler in Betrieb. „Die Notärzte kommen aus dem Team des Kreiskrankenhauses. Am Wochenende werden sie aus der Notarztgruppe gestellt“, erläuterte der leitende Notarzt Alexander Volz. Der DRK-Kreisverband stellt einen Notfallsanitäter und das Notarzteinsatzfahrzeug (NEF).
Der Notarzt wird als erster alarmiert, wenn beispielsweise Notrufe aus Sasbach, Oberhausen oder Herbolzheim eingehen. Der Standort ist für die Städte und Gemeinden am Kaiserstuhl, dem Nördlichen Breisgau und ebenfalls für Eichstetten im Nachbarlandkreis Breisgau-Hochschwarzwald zuständig.
Ein klarer Vorteil des neuen Standortes ist, „dass wir schneller in Gegenden ausrücken können, die wir früher nicht erreicht haben“, so DRK-Kreisgeschäftsführer Alexander Breisacher. Zudem zeichne sich Malterdingen auch dadurch aus, dass ein zweiter Einsatz von hier in Emmendingen gefahren werden könne, wenn der Emmendinger Notarzt bereits bei einem Einsatz ist.
Die Wache ist Montag bis Freitag sowie feiertags von 08:00 bis 18:00 Uhr besetzt. Samstags von 09:00 bis 19:00 Uhr und Sonntag 09:00 bis 18:00 Uhr und unterstützt so tagsüber die Notarzteinsatzfahrzeuge aus Elzach und Emmendingen, die jeweils 24 Stunden, sieben Tage die Woche besetzt sind. Jeder Standort hat sein bevorzugtes Einsatzgebiet. Dabei bedient Elzach vorzugsweise das Obere Elztal, das Simonswäldertal sowie die Gemeinden bis Waldkirch-Kollnau. Emmendingen fährt zu Einsätzen in der Großen Kreisstadt in erster Linie nach Teningen, Denzlingen, Vörstetten, Reute und Waldkirch.
Nach einem halben Jahr sind die Verbesserungen schon deutlich spürbar. Die Hilfsfrist des Notarzteinsatzfahrzeuges hat sich im gesamten Landkreis durch den neuen Notarztstandort Malterdingen von 85,69 Prozent (2019) auf aktuell 92,62 Prozent ¬– um fast 7 Prozent – gesteigert. Malterdingen hat pro Monat derzeit rund 70 Einsätze von denen in rund 99 Prozent Rettungswagen und Notarzt innerhalb der gesetzlichen Hilfsfrist in einer Viertelstunde vor Ort sind. „Die Einrichtung des Notarztstandortes in Malterdingen war die richtige Entscheidung“, bilanzierte der Vorsitzende des DRK Kreisverbandes Emmendingen, Landrat Hanno Hurth. Natürlich müsse man die Entwicklung weiter beobachten, die Hilfsfristen analysieren und dann gemeinsam mit Krankenkassen entscheiden, ob der Notarztstandort auf Dauer in Malterdingen etabliert werden könne. Malterdingens Bürgermeister Hartwig Bußhardt kann sich einen dauerhaften festen Standort am Sportplatz jedoch bereits heute „gut vorstellen“ und hat hierfür auch die Unterstützung der Gemeinde zugesichert.