09.08.2023 11:37

Trauer im Zoo

(Basel) Heute Mittwoch, 9. August 2023, musste der Afrikanische Elefantenbulle Tusker (31) nach mehrmonatiger Krankheit getötet werden. ...

Heute Mittwoch, 9. August 2023, musste der Afrikanische Elefantenbulle Tusker (31) nach mehrmonatiger Krankheit getötet werden. Tusker litt an Tuberkulose. Tuberkulose ist eine bakterielle Infektionskrankheit, die sich in unspezifischen Symptomen äussert. Chronisch zehrend, kann sie in verschiedenen Organen auftreten. Häufig betroffen davon ist die Lunge. Tuberkulose kann sich lange Zeit unbemerkt entwickeln: Die tuberkulösen Mykobakterien (Bakterien des Mycobacterium tuberculosis-Komplexes) bilden abgekapselte Granulome (Tuberkel). Dadurch gelingt es ihnen, sich vor dem Immunsystem ihres Trägers zu verstecken. Tuberkulose ist eine Zoonose. Das bedeutet, dass sie durch Tröpfcheninfektion nicht nur von Tier zu Tier oder von Mensch zu Mensch, sondern auch von Tieren auf Menschen und umgekehrt übertragen werden kann. Die weitere Arbeit mit Tusker wäre für seine engsten Betreuer:innen risikobehaftet gewesen, obwohl für den Menschen nur gewisse Mykobakterien eine Gefahr darstellen.

Krankheitsverlauf

Bevor Anfang Woche eine definitive Diagnose gestellt werden konnte, fielen ab Ende 2022 Tuskers Gewichtsverlust, sein passiv-lustloses Verhalten und später sein fehlender Appetit auf. Verschiedenste und wiederholte Kot-, Urin- und Blutuntersuchungen ergaben jedoch nie ein eindeutiges Resultat. Seine Symptomatik liess indes auf eine chronisch zehrende Erkrankung der inneren Organe schliessen. Entsprechend wurde der Elefantenbulle ab Juli 2023 intensiv medizinisch betreut. Trotz Behandlungen und Spezialfutter verschlechterte sich sein Gesundheitszustand weiter. Er war offensichtlich krank, was auch gewissen Besucher:innen nicht verborgen blieb. In den letzten Tagen sei Tusker «ein Schatten seiner selbst» gewesen, wie Haupt-Elefantenpfleger Martin Burri attestieren musste. Zuvor war Tusker ein ausgesprochen umgänglicher, lernwilliger und begabter Elefantenbulle. Durch seine Balanceakte mit Baumstämmen auf Stahlträgern erlangte er weltweit Berühmtheit.

Tötungsentscheid

Wäre Tusker symptomfrei gewesen, hätte er allenfalls medikamentös gegen Tuberkulose behandelt werden können, um sie in Schach zu halten. Aufgrund seines Krankheitsverlaufs blieb jedoch nur die Euthanasie. Der Tötungsentscheid wurde von einem breiten Netzwerk an Spezialist:innen getragen und unterstützt. Das Tierärzte-Team des Zoo Basel war europaweit mit verschiedenen auf Elefanten spezialisierten Veterinärmedizinern im Austausch. Ebenso standen die Zoo-Verantwortlichen in regem Kontakt mit Tuskers früheren Pfleger:innen in Rhenen (NL) und Wuppertal (DE), die ihn auch in Basel besuchten. Der Zoo Wuppertal führt nicht nur das Erhaltungszuchtprogramm der EAZA (European Association of Zoos and Aquaria) für Afrikanische Elefanten. Tusker lebte dort über 20 Jahre und befand sich bis zum Schluss in dessen Besitz.

Zoo-Direktor Olivier Pagan bedauert, dass das Tier getötet werden musste. Er sei sich jedoch bewusst, dass, wo man mit dem Leben zu tun habe, man sich auch mit dem Tod auseinandersetzen müsse. «Das ist nicht einfach. Deswegen bin ich sehr stolz auf meine Equipe. Solch schwierige Situationen mit hochprofessionellem Einsatz zu meistern, ist nicht selbstverständlich.» Es zeuge davon, dass Fachleute am Werk sind, führt er weiter aus.

Wie weiter?

Der Körper des Afrikanischen Elefanten wird – wie bei allen Tieren, die im Zolli sterben oder getötet werden müssen – in die Tierpathologie der Universität Bern überführt und dort untersucht. Die Bergung des Körpers sowie die Aufräum- und Reinigungsarbeiten werden einige Zeit in Anspruch nehmen, weshalb das Elefantenhaus bis und mit Donnerstag, 10. August 2023, geschlossen bleibt.

Der aus dem Kruger-Nationalpark (ZA) stammende Tusker war bei den Zoo-Mitarbeitenden – allen voran bei seinen engsten Betreuer:innen –, beim Publikum und nicht zuletzt bei den Elefantenkühen Heri (47), Rosy und Maya (beide 28) sehr beliebt. Er hinterlässt eine grosse Lücke. Dass er der Vater des gegen Ende Jahr erwarteten Kalbs der trächtigen Heri ist, spendet Trost. Somit wird, wenn alles gutgeht, ein Stück von ihm im Zolli weiterleben.