04.12.2020 16:04

Alarmierungsapp für Ersthelfer vor Realisierung

(Offenburg) Im Ortenaukreis können in Zukunft bei einem Herz-Kreislaufstillstand ausgebildete Ersthelfer, die sich in der Nähe eines Notfallorts aufhalten, über eine App alarmiert werden. Durch das Alarmierungssystem FirstAED werden etwa ehrenamtliche Helferinnen und Helfern der Hilfsorganisationen, Pflegekräfte, Ärztinnen und Ärzten sowie Rettungsdienstmitarbeiterinnen und -mitarbeiter zusätzlich zum regulären Rettungsdienst benachrichtigt.

Der Ausschuss für Umwelt und Technik des Kreistags hat in seiner jüngsten Sitzung einstimmig beschlossen, das appbasierte System, welches das Landratsamt und die DRK Rettungsdienst Ortenau gGmbH in der gemeinsamen Integrierten Leitstelle installieren möchten, zu beschaffen. Zudem hat das Gremium dem Kreistag empfohlen, die entsprechenden Mittel für den hälftigen Kreisanteil und damit 17.000 Euro für die Beschaffung sowie bis zu 5.500 Euro jährlich für die laufenden Betriebsaufwendungen im Doppelhaushalt 2021/2022 bereit zu stellen.

Durch den DRK Rettungsdienst werden ebenfalls hälftig die Beschaffungskosten übernommen. Zur Finanzierung der Hälfte der laufenden Kosten seitens der Hilfsorganisationen finden aktuell enge Abstimmungsgespräche unter den DRK Kreisverbänden Bühl, Kehl, Lahr, Wolfach und Offenburg statt, da diese in einem gemeinsamen Konzept getragen werden sollen.

„Mit dem FirstAED-System können wir die qualifizierten und beruflich ausgebildeten Ersthelfer im Landkreis schnell und zuverlässig erreichen und die für den Einsatz notwendigen Informationen übermitteln. Gerade angesichts der topografischen Begebenheiten im flächengrößten Landkreis Baden-Württembergs ist die App eine wichtige Ergänzung zum Rettungsdienst, denn erleidet ein Patient einen plötzlichen Herzstillstand, kann eine zügig eingeleitete Reanimation lebensentscheidend sein“, erklärt Urs Kramer, Leiter des Amts für Brand- und Katastrophenschutz. Das System sei so gesteuert, dass die Integrierte Leitstelle parallel zum Rettungswagen und Notarzt vier registrierte Ersthelfer, die in der Nähe des Einsatzortes lokalisiert werden, benachrichtigt. Bestätigen diese den Einsatz über ihr Smartphone, werden sie zum Notfallort bzw. zum nächstgelegenen Defibrillator navigiert und es werden ihnen verschiedene Aufgaben zugeteilt. So ist ein Helfer für die Herzdruckmassage zuständig, ein zweiter löst diesen ab. Der dritte Helfer bringt den nächstgelegenen Defibrillator zum Patienten und ein weiterer trägt dafür Sorge, den Rettungsdienst einzuweisen und den Einsatzort zugänglich zu machen.

„Mit der App werden wir den Einsatz von professionellen Ersthelfern steigern und damit auch die Überlebenschance von Betroffenen erhöhen können“, freut sich Michael Haug, Geschäftsführer der Rettungsdienst Ortenau gGmbH über das Votum des Ausschusses. „Internationale Studien belegen, dass eine schnelle Einleitung der Herz-Lungen-Wiederbelebung und der Einsatz eines automatischen externen Defibrillators die Überlebensrate deutlich steigert“, so Haug weiter.

Das vollautomatisierte System FirstAED wurde vor sechs Jahren in Dänemark initiiert, es erfasst und lokalisiert Ersthelfer und Defibrillatorenstandorte in der Nähe eines Notfalls. Anschließend übermittelt das System den professionellen und freiwilligen Ersthelfern Hinweise zu deren Aufgabe, eine Übersicht der anderen Ersthelfer, den nächstgelegen Defibrillator-Standort, eine Anfahrtsbeschreibung zum Unfallort und eine audiogeführte Navigation. Außerdem ermöglicht sie den Ersthelfer die anderen Beteiligten und den Rettungsdienst zu kontaktieren.

In einem ersten Schritt sollen nun registrierte Ersthelferinnen und Ersthelfer aus dem medizinischen Bereich ebenso wie ehrenamtliche Helferinnen und Helfern der Hilfsorganisationen mit abgeschlossener Sanitätsdienstausbildung in deren jährlichen Fortbildungen im Bereich der Reanimation in das neue System eingeführt werden. Im zweiten Schritt sollen auch Mitglieder der Feuerwehren und des Polizeivollzugdienstes in das Alarmierungssystem aufgenommen werden.

Interessierten, die sich als professioneller Ersthelfer ausbilden oder registrieren lassen möchten, steht ein Online-Tutorial, welches FirstAED für neue Ersthelfer erklärt, auf YouTube zur Verfügung (https://www.youtube.com/watch?v=FygRaww5_m8). Darüber hinaus können diese sich an die Hilfsorganisationen in ihrer Nähe oder an die Region der Lebensretter (https://regionderlebensretter.de) wenden, welche auf ihrer Internetseite weitere Informationen bereitstellt.