16.07.2020 16:02

Ärger am Opfinger See - Neue Verbote

(Freiburg) Der Opfinger See ist eines der beliebtesten Freizeit-und Naherholungsziele in Freiburg. In diesem Sommer wird er aber leider auch zur Problemzone. Durch die Corona-Einschränkungen und die Schließung bzw. verkürzte Öffnung der Schwimmbäder, die damit einher gehen, ist der Andrang auf den See seit Monaten enorm; eine vergleichbare Situation gab es in den Vorjahren nie.

Neben Schwimmen, Wassersport und Abkühlung werden die Freiflächen rund um beide Opfinger Seen (wie auch andere vermeintlich geeignete Orte inder Landschaft) nun massiv auch für Feste und Parties genutzt, die andernorts wegen Auflagen nicht möglich sind. Wer mit dem Auto angereist war, bekam das an den vergangenen Wochenenden und an lauen Sommerabenden unter der Woche gleich zu spüren – die Auswüchse der neuen See-Begeisterung. Auf den Zufahrten und Parkplätzen herrschte das blanke Chaos, die Rettungswegewaren heillos verstopft. „Für die Sicherheit aller Menschen, die unsere Seen besuchen, müssen Rettungswagen oder Feuerwehr aber jederzeit freie Zufahrt haben; da gibt es keinen Spielraum. Oft konnten freie Parkplätze im hinteren Bereich nicht mehr erreicht und genutzt werden, weil schon die Zufahrt dorthin verstopft war. Am kleinen Opfinger See mussten Radfahrer auf die Kreisstraße ausweichen, wo viele Autos deutlich schneller als die erlaubten 70 km/h sind“, erklärt Markus Müller, Leiter des Forstreviers, den Handlungsbedarf. Umweltbürgermeisterin Gerda Stuchlik betont: „In Zeiten, da der Klimawandel schon vor unserer Haustür steht, haben wir bewusst entschieden, nicht noch mehr Parkplätze auszuweisen und so die Anfahrt per Pkw zu fördern. Beide Seen sind gut per Fahrrad zu erreichen. Auch eine Anfahrt mit dem ÖPNVist möglich.“ Allerdings ist ihr bewusst, dass die nächstgelegene Haltestelle an der Buslinie 33 Richtung Opfingen, „Kleingärten“, mit viel Gepäck oder bei eingeschränkter Mobilität nicht attraktiv ist. (Das Forstamt hat immerhin von dort einen Fußweg durch den Wald ausgeschildert, der in gut 15 Gehminuten zur Liegewiese am See führt.) Darum will Stuchlik sich dafür einsetzen, die Anfahrt per ÖPNV attraktiver zu machen, etwa durch das Einrichten einer Bedarfshaltestelle am See. Eine andere Maßnahme der Stadt tritt indes unmittelbar in Kraft. Seit heute, Donnerstag, weisen zahlreiche Schilder die neuen Halteverbotszonen am großen und am kleinen Opfinger See aus. Das Fahren und Abstellen von Autos auf Waldwegen ist im ganzen Wald verboten –auch im Umfeld des Opfinger Sees. Die Stadt kündigt Kontrollen zur Einhaltung der Parkregelungen und auch zu weiteren Verstößen gegen die geltenden Regeln am See an. Hierzu zählen größere Ansammlungen und Parties, die teilweise gravierende Verstöße gegen die geltende Corona-VO bedeuten; die Missachtung der gesperrten Biotopschutzzone zu Land und zu Wasser; Vermüllung, illegale Feuerstellen und freilaufende Hunde auf der Liegewiese; das Fahren und Parken auf den angrenzenden Waldwegen; und die mutwillige Zerstörung der Abschrankungen. Der Opfinger See ist nicht nur ein beliebtes Erholungsgebiet. Er gehört auch zum Landschaftsschutzgebiet Mooswald und zum europäischen Schutzgebietssystem Natura2000. Wald und See beherbergen eine Vielzahl an geschützten Biotopen, also wertvollen Lebensräumem für selten gewordene Tier-und Pflanzenarten. Um ein Miteinander von Mensch und Natur zu ermöglichen, hat das Forstamt nach dem Ende des Kiesabbaus 2014 einen Kiosk mit Toiletten, mehrere Grillstellen und eine Beachvolleyballanlage errichtet –und auch eine Erholungswaldsatzung erlassen. Seither ist im nördlichen Teil des Sees eine Biotopschutzzone eingerichtet, die nicht betreten und auch auf dem Wasser nicht befahren oder durchschwommen werden darf.

Zudem gelten für die unbeschwerte Erholung am See weitere Spielregeln: Das Zelten am See ist verboten, ebenso das Einrichten wilder Feuerstellen. Für Hunde herrscht im gesamten Seebereich Leinenzwang. Und selbstverständlich sollte jeder seinen Müll in oder an die aufgestellten Mülleimer tragen, noch besser aber mit heim nehmen.Forstamtsleiterin Nicole Schmalfuß ist nach wie vor vom Konzept überzeugt, angesichts der aktuellen Entwicklung aber etwas ratlos: „Stadt-und Ortsverwaltung haben hier mit Unterstützung der Vereine am See ein tolles Projekt verwirklicht, das es so im Stadtkreis kein zweites Mal gibt. In einem sensiblen Bereich, der für den Naturschutz sehr wichtig ist, können Menschen jederzeit baden, spielen und in Maßen auch feiern. Hier können Jugendliche sich treffen und Familien sich erholen. Die Spielregeln sind in meinen Augen angemessen und nicht streng, aber sie müssen eingehalten werden, damit das hier funktioniert. Denn der Opfinger See ist kein rechtsfreier Raum. “Um alle Aspekte der aktuellen Lage zu erörtern, hatte kürzlich ein „Runder Tisch Opfinger See“stattgefunden. Mit dabei waren die Sportfischer, die DLRG, der Verein der Faltbootfahrer, der Kioskpächter, die Ortsverwaltung Opfingen, der Polizeiposten Rieselfeld, der Kommunale Ordnungsdienst, das Gesundheitsamt, das Umweltschutzamt, der Naturschutzbeauftragte, der NABU, der BUND, der Jagdpächter, das Sportreferat und das städtische Forstamt. Am RundenTisch war man sich einig: Das Ausweichverhalten, geradezu die aktuelle Flucht der Bürgerinnen und Bürger in die Natur ist gesamtstädtisch zu beobachten. Auch an der Dreisam und im Stadtwald kann sie zu Problemen führen. Am Opfinger See spitzen sich durch die erhöhte Nutzung aber die bereits bekannten Herausforderungen weiter zu. Darauf reagiert die Stadtverwaltung nun mit den erwähnten Maßnahmen.