24.07.2019 15:08

Wirtschaftsverband sieht Abkühlung der Konjunktur

(Freiburg) Die wirtschaftliche Abkühlung ist in der Breite angekommen. Das ist das Ergebnis der Sommer-Konjunkturumfrage des Wirtschaftsverbandes Industrieller Unternehmen Baden e.V. (wvib Schwarzwald AG) mit Sitz in Freiburg. Die Mitgliedsunternehmen der Schwarzwald AG vermelden für das erste Halbjahr 2019 ein Umsatzplus von durchschnittlich 4,4 %.

Das liegt zwar deutlich unter dem hohen Wert der Vorjahresperiode (10,2 %), muss für sich genommen aber noch kein Grund zur Verunsicherung sein. „Eine weltweit verflochtene Schwarzwald AG kann keine Insel der Glückseeligen sein. Brexit, der Iran-Konflikt und drohende Handelskriege zwischen den USA und dem Rest der Welt gehen an den Unternehmen im Südwesten nicht spurlos vorbei“, so wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer.
Der Verband rät zu einer sachlichen Bewertung des Konjunkturrückgangs: „Nach 10 Jahren ununterbrochenem Wirtschaftswachstum haben wir vergessen, wie es sich anfühlt, wenn der Konjunkturzyklus greift“, so Christoph Münzer weiter.
In einer Umfrage ermittelt die wvib Schwarzwald AG zweimal jährlich die Konjunkturdaten ihrer über 1.000 Mitglieder. Über 300 Unternehmen beteiligten sich mit ihren Zahlen.
Der Umsatz ist im ersten Halbjahr 2019 bei 52 % der Unternehmen gestiegen – im Vergleich zum Vorjahreszeitraum (76 %) ein deutlich niedrigerer Anteil. 44 % der befragten Unternehmen – im 1. Halbjahr 2018 waren es nur 20 % – mussten sogar gesunkene Umsätze vermelden.
Der Auftragseingang folgt der wirtschaftlichen Entwicklung. Gegenüber dem Vorjahreszeitraum sind 2,4 % weniger Aufträge bei den Unternehmen eingegangen. Der Vorjahreswert lag noch bei einem Auftragsplus von 11 %.
Hauptgrund der wirtschaftlichen Abkühlung sei das Schwächeln des Großkunden China. Die dortige Wirtschaft wächst so langsam wie seit knapp 30 Jahren nicht mehr. Das spüren die globalisierten Unternehmen der Schwarzwald AG.

Vorsichtig sind die Unternehmen der Schwarzwald AG auch beim Blick in die nahe Zukunft. Nur 25 % (im Vergleich zu 44 % im Vorjahr) erwarten für das zweite Halbjahr 2019 steigende Umsätze. Rund 26 % rechnen für den Rest des Jahres mit sinkenden Umsätzen, im ersten Halbjahr 2018 gingen nur 6 % der Befragten davon aus. Diese neue Nüchternheit betrifft auch die erwartete Entwicklung der Auftragseingänge in den kommenden sechs Monaten: Steigende Auftragseingänge erwarten 25 % (2018: 26 %), während 23 % mit einem Rückgang rechnen (2018: 13 %).
30 % der Befragten schätzen die Ertragslage als gut ein (2018: 44 %), 16 % sind nicht mit ihr zufrieden. Im ersten Halbjahr 2018 sahen nur knapp 5 % die Ertragslage als „schlecht“. Die für die nächsten 6 Monate erwartete Ertragslage zeigt wenig unternehmerischen Optimismus: Nur 15 % erwarten eine Verbesserung, rund 64 % rechnen mit gleichbleibenden, knapp 21 % mit fallenden Erträgen (2018: 8 %).

Der Beschäftigungsmotor Schwarzwald AG läuft dagegen weiterhin auf Hochtouren. Insgesamt stieg die Anzahl der Beschäftigten in den Betrieben um rund 2.900 Personen. 52 % der Unternehmen verzeichneten steigende Beschäftigungszahlen. Im ersten Halbjahr 2018 war dies bei 66 % der Unternehmen der Fall. Gesunken ist der Personalstand bei 33 % der Befragten (2018: 19 %).
In den Prognosen zur Entwicklung der Mitarbeiterzahl sind die Unternehmen etwas vorsichtiger geworden als im Vorjahr. 18 % der Unternehmen rechnen mit steigender Mitarbeiterzahl, im ersten Halbjahr 2018 gingen noch 36 % von einem Anstieg aus.

Der Blick auf die Kapazitätsauslastung zeichnet ein ähnliches Bild. Rund 66 % der Unternehmen vermelden, dass sie über- oder vollausgelastet sind (2018: 78 %). 34 % der Befragten gaben an, dass Sie unterausgelastet sind (2018: 9 %).
Die durchschnittliche Investitionsquote ist gemessen am Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nahezu gleichgeblieben, sie fiel von 6,8 % auf
6,5 %. Allerdings rechnen nur 21 % der Befragten mit einem weiteren Anstieg der Investitionen in den nächsten sechs Monaten. Im Vorjahreszeitraum gingen 26 % von einem Anstieg aus.