24.11.2019 08:31

Rückblick in der Stadtsynode

(Freiburg) Am vergangenen Samstag tagte die Stadtsynode der Evangelischen Kirche in der Pauluskirche. Es war die letzte Sitzung der ...

Am vergangenen Samstag tagte die Stadtsynode der Evangelischen Kirche in der Pauluskirche. Es war die letzte Sitzung der laufenden Legislatur, denn nach den Kirchenwahlen am 1. Advent wird sich das Kirchenparlament neu konstituieren. Die Vorsitzende Regina D. Schiewer gab daher einen Rückblick über die vergangenen Jahre, in denen „wichtige politische Entscheidungen für den Stadtkirchenbezirk getroffen“ worden sind. Schiewer betonte hier vor allem die „Fortführung des Immobilienkonzepts“, was auch „schmerzliche Einschnitte“ mit sich gebracht hat. Als Beispiel nannte sie die „Entwidmung unserer größten Kirche, der Lutherkirche. Sie wurde in Erbpacht der Universitätsklinik zur Nutzung übertragen. Zwei Predigtbezirke, Luther und Kreuz, fusionierten und bilden nun den neuen Predigtbezirk Kreuz-Luther.“ Doch das Immobilienkonzept habe „ finanzielle Spielräume verschafft, um andere wichtige politische Ziele umzusetzen“. So konnte die Kirche u.a. eine „Pfarrstelle für Stadtkirchenarbeit verstetigen“ und „auf der Höhe der Flüchtlingskrise 50.000 EUR aus eigener Kraft als Soforthilfe zur Verfügung stellen“. So werde die Kirche ihrer Aufgabe gerecht, „in der Welt und für die Welt“ zu sein, so die Synodenvorsitzende.

Der Vormittag stand dann unter dem Thema „Katechismus“. Denn in ihrer letzten Sitzung hatte die Synode beschlossen, den Katechismus des Heidelberger Theologen Professor Wilfried Härle zum Thema der Herbsttagung zu machen. Der Verfasser hielt zunächst einen einführenden Vortrag, in dem er einen kirchengeschichtliches Abriss über das Thema Katechismus gab und das Bedürfnis nach einer „kurzen, verlässlichen und verständlichen Einführung in den christlichen Glauben“ betonte. Härle stellte alsdann seinen Katechismus „Worauf es ankommt“ vor, den er als „work in progress“ betrachtet. Daher gab er nach seinem Vortrag einige Fragestellung vor, welche die Synodalen in Gruppen diskutierten, etwa: Wie stehen Schöpfungsglaube und Evolutionstheorie zueinander? Wie verträgt sich Gottes Liebe mit dem Elend der Welt? Worin besteht unsere christliche Mitverantwortung für die Welt? Ein Ringen mit solchen Fragen sieht Härle als grundlegende Aufgabe, denn „Glauben und Suchen können nicht getrennt sein“, unterstrich der Heidelberger Theologe.

Und solch ein gewissermaßen suchender Glaube, ohne vorgefertigte Antworten, ein Glaube, der vielmehr um die ,richtigen‘ Antworten ringt, war den Synodalen anzumerken als im zweiten Teil der Tagung konkrete Fragestellungen auf der Tagesordnung standen, zunächst das Thema „Ehe und Familie“. Hierzu hatte die Landeskirche Neuordnungen vorgeschlagen, die innerhalb einer synodalen Arbeitsgruppe diskutiert wurden. Schuldekan Christian Stahmann trug deren Ergebnisse vor. Insbesondere das Thema Traugottesdienst für gleichgeschlechtliche Paare führte zu zahlreichen Rückfragen der Synodalen. Sollte explizit festgeschrieben werde, dass eine Pfarrerin oder ein Pfarrer eine solche Trauung aus theologischen Gründen ablehnen dürfe? Dekan Markus Engelhardt bezog hier Stellung und betonte, dass eine Ablehnung die betroffenen gleichgeschlechtliche Paare diskriminiere. Die Synodalen verständigten sich schließlich auf den Verzicht eines solches Passus und stimmten der überarbeiteten Fassung zu. Grundsätzlich gilt, dass eine Pfarrerin oder ein Pfarrer eine Trauung nur dann ablehnen kann, wenn das Paar den christlichen Glauben ablehnt; die sexuelle Orientierung spielt hierbei freilich keine Rolle.

Ebenfalls zur Abstimmung stand die Stellungnahme der Stadtsynode zum Gesprächspapier „Christen und Muslime“, das „heftig umstritten“ ist, wie Stahmann bei der Vorstellung betonte. Die Stellungnahme umreißt Fragen, wie wir uns und andere verstehen und welches Gottesbild Christen und Muslime haben. Wie kann ein Dialog möglich sein? In der Stellungnahme heißt es dazu: „Dialog heißt, auf Gewalt zu verzichten und immer das wechselseitige Gespräch als Austausch von Reden und Hören zu suchen.“ Fundament des Dialogs mit dem Islam christlicherseits sei das Psalmwort, dass der „Erdkreis und die darauf wohnen“ zu Gott gehören. Da Christus gekommen sei, allen Menschen Frieden zu verkünden, sei auch nur im Frieden Dialog möglich. Die Synodalen stimmten der Stellungnahme zu, die nun an den Oberkirchrat weitergeleitet wird.

Im Rahmen des Gottesdienstes zu Beginn der Synode führte Dekan Engelhardt den neuen Pressesprecher der Stadtkirche, Timo Sorg, offiziell ins Amt ein und verabschiedete die Fundraising-Koordinatorin Leila Müller.