27.02.2019 09:29

Rettungsdienst soll verbessert werden

(Achern) Oberbürgermeister und Bürgermeister des nördlichen Ortenaukreises und des Renchtals setzen sich gemeinsam mit CDU–Landtagsabgeordnetem Willi Stächele für eine Verbesserung des Rettungsdienstes in der Raumschaft ein.

Auf Initiative von Landtagsabgeordnetem Willi Stächele und Oberbürgermeister Klaus Muttach war der zuständige Staatssekretär Wilfried Klenk zuerst zu einem zweistündigen Gedankenaustausch mit den Kommunalvertretern im Acherner Rathaus und anschließend zu einem Besuch in der Rettungswache in Achern, bei dem alle maßgeblichen Vertreter des Rettungsdienstes der Region zugegen waren.

Oberbürgermeister Klaus Muttach erläuterte eingangs die Struktur des Rettungsdienstes, der durch den Bereichsausschuss Ortenaukreis mit Leistungsträgern wie dem Deutschen Roten Kreuz und Kostenträgern wie der AOK organisiert wird. Ziel müsse es sein, die Hilfsfristen, also der Zeitraum von Alarmierung bis zum Eintreffen von Rettungswagen und Notarztwagen, zu verbessern. Die Nähe zum Krankenhaus sei ein strategischer Vorteil, da neben den Notfallsanitätern und Rettungssanitätern des Deutschen Roten Kreuzes in einem Drittel der Fälle ein Notarzt aus dem Krankenhaus Achern die Einsätze der Rettungswache unterstützt. Muttach warb dafür, dass beim Neubau des Krankenhauses in Achern eine Rettungswache baulich integriert werde, um mögliche Synergie-Effekte zu verwirklichen. Staatssekretär Klenk stellte hierfür eine Förderung in Höhe von 90 % der förderfähigen Kosten in Aussicht.

Der Staatssekretär zeigte sich als profunder Kenner des Rettungsdienstes, er selbst war 38 Jahre hauptberuflich im Rettungsdienst tätig. Der Leiter des Bereichsausschusses für den Rettungsbereich Ortenaukreis Michael Haug und Dezernent Reinhard Kirr vom Landratsamt befürworteten nachdrücklich die Stationierung eines Rettungswagens in Appenweier, weil durch diese „Vorratserweiterung“ die Hilfsfristen verkürzt werden. Insbesondere wenn der erste Rettungswagen in Oberkirch, Kehl oder Achern belegt sei, sei dieser neue Standort strategisch im Sinne kurzer Hilfsfristen günstig. Michael Haug und Felix Brenneisen, Geschäftsführer des Kreisverbandes des Deutschen Roten Kreuzes Bühl-Achern, machten allerdings deutlich, dass die Personalgewinnung außerordentlich schwierig sei, was insbesondere auch mit der Abschaffung der Ausbildung des Rettungsassistenten zusammen hängt. Für einen rund um die Uhr im Einsatz befindlichen Rettungswagen würden elf Mitarbeiter benötigt, so dass ein zusätzlicher Einsatz eines Rettungswagens weniger an den Investitionskosten als am verfügbaren Personal scheitere.

Die Vertreter der Rettungswache warben unisono dafür, dass Rettungswagen von Krankentransporten jenseits von Rettungseinsätzen entlastet werden - eine Forderung, der sich auch Klinikum-Geschäftsführer Christian Keller anschloss. Rund 770 interne Verlegungsfahrten pro Jahr zwischen den Kliniken lassen eine eigene Transportstruktur als sinnvoll erscheinen, so Keller. Staatssekretär Wilfried Klenk sprach eine weitere Ursache für die Verschärfung der Situation beim Rettungsdienst an: Die Einsatzzahlen sind exorbitant gestiegen, was damit zusammenhängt, dass die Notrufnummer 112 zwischenzeitlich so stark im Bewusstsein ist, dass sie für vielerlei Hilfen außerhalb eines notwendigen Rettungseinsatzes gewählt werde und dadurch Rettungsdienst wie auch Notfallambulanz in den Krankenhäusern in einem nicht notwendigen Maß beanspruchen, was dann Kapazitäten für echte Notfälle blockiere. Michael Haug erläuterte, dass trotz der großen Beanspruchung der Rettungswagen im Durchschnitt in sieben Minuten am Einsatzort sei, allerdings gebe es auch im einstelligen Prozentbereich Einsätze, bei denen die Hilfsfristen nicht erreicht werden.

„Der Rettungsdienst ist für unsere Gesellschaft elementar und verdient jede nur mögliche Unterstützung. Die Strukturen müssen weiterentwickelt und Synergien in jeder Hinsicht hergestellt werden. Dies gelte auch für die bauliche Zusammenführung des Rettungsdienstes mit dem Neubau des Krankenhauses in Achern“, so Willi Stächele bei seinem Resümee.


Hintergrund

Der Rettungsdienst wird für Notfallrettung und Krankentransporte eingesetzt. Im Ortenaukreis übernimmt dies überwiegend die Rettungsdienst Ortenau GmbH, eine Gesellschaft bestehend aus dem Landesverband des Deutschen Roten Kreuzes als Hauptgesellschafter und den Kreisverbänden. Für den Bereich Achern und den Landkreis Rastatt ist der Kreisverband des Deutschen Roten Kreuzes Bühl-Achern Leistungsträger, so auch für die Rettungswache in Achern.

Baden-Württemberg ist in 35 Rettungsdienstbereiche unterteilt. Der Bereichsausschuss, bestehend aus beratenden Mitgliedern und maximal 14 stimmberechtigten Mitgliedern als Entscheidungsorgan, besteht einmal paritätisch aus Vertretern der Leistungsträger wie beispielsweise dem Deutschen Roten Kreuz sowie den Kostenträgern wie beispielsweise der AOK und den beratenden Mitgliedern, wie zum Beispiel Ärzte, Vertretung des Landratsamtes und der Wasser- und Bergwacht.

Personell sind die Rettungswachen mit Rettungssanitäter, Rettungsassistenten und Notfallsanitäter ausgestattet. Das Ortenau Klinikum stellt in der Regel die Notärzte im Tagdienst, die im Idealfall in einem angrenzenden Krankenhaus Dienst tun und verfügbar sind.

Die Alarmierung des Rettungsdienstes erfolgt über die Integrierte Leitstelle des Ortenaukreises in Offenburg. In etwa einem Drittel der Einsätze rücken Rettungswagen und Notarztwagen gemeinsam aus, in den überwiegenden Fällen ist der Rettungswagen allein im Einsatz.