27.10.2022 16:25

Unsicherheit in der regionalen Wirtschaft

(Freiburg) Die Sorgen um eine mögliche Gasmangellage, explodierende Energiekosten und Preissteigerungen auf breiter Front haben noch keinen signifikanten Einfluss auf die Quartalszahlen der Unternehmen der Schwarzwald AG. Bei den Zukunftsaussichten ist die Wirtschaft hingegen sehr vorsichtig. Dieses Bild zeigt die aktuelle Konjunkturumfrage des über 1000 Mitgliedsunternehmen starken Industrieverbands wvib Schwarzwald AG.

„Die Wirtschaft steht vermutlich an der Schwelle zur Rezession. Für die Industrie läuft es derzeit noch erstaunlich gut. Eine Abwärtsbewegung ist unverkennbar, aber weniger dramatisch als befürchtet“, so wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer.

Die Mitgliedsunternehmen der wvib Schwarzwald AG vermeldeten für die ersten drei Quartale des Jahres 2022 einen durchschnittlichen Umsatzzuwachs von 13,8 Prozent. (1. HJ 2022: 13,7 Prozent, 2021: 15,6 Prozent). Damit muss man allerdings die derzeit bei 45,8 Prozent liegende Industrieinflation verrechnen, die nach Berechnungen des statistischen Bundesamts um 132,2 Prozent gestiegenen Energiekosten für die produzierende Industrie beinhaltet.

„Die gestiegenen Energiepreise machen den Industrieunternehmen stark zu schaffen, die besonders große Mengen an Energie für ihre Prozesse brauchen. Besonders leiden jene Unternehmen, die die gestiegenen Kosten nicht weitergeben können, etwa in der Automotive-Industrie.“ so wvib-Hauptgeschäftsführer Christoph Münzer.

84 Prozent der befragten Unternehmen vermeldeten gestiegene Umsätze. (2021: 81,6 Prozent), 14 Prozent dagegen sinkende Umsätze (2021: 16 Prozent) für die ersten drei Quartale 2022.

In den Prognosen spiegelt sich die drohende Rezession deutlicher wider: Nur noch 32 Prozent der befragten Unternehmen rechnen in den nächsten sechs Monaten mit steigenden Umsätzen. 2021 waren es noch 54,8 Prozent und zum Ende des ersten Halbjahres gingen noch 35,3 Prozent von einem Umsatzplus aus. Wo 2021 nur 5 Prozent sinkende Umsatzprognosen angaben, rechnen heute 23,8 Prozent der Unternehmen in den nächsten sechs Monaten mit sinkenden Umsätzen (1. HJ 2022: 16,5 Prozent).

Dieses Bild bestätigt sich auch beim Auftragseingang: Wo zum Ende des Jahres 22,1 Prozent Zuwachs und zum zweiten Halbjahr 11,4 Prozent standen, stehen nun 9,6 Prozent. In den nächsten sechs Monaten rechnen nur 19,5 Prozent mit verbessertem Auftragseingang, 44,7 Prozent gehen von keiner Veränderung aus, 35,7 Prozent rechnen mit sinkenden Auftragseingängen. Damit haben sich die Zahlen im Vergleich zu 2021 praktisch umgekehrt: Dort gingen noch 34,4 Prozent von einem verbesserten Auftragseingang aus, nur 13,18 Prozent rechneten dagegen mit einem geringeren Auftragseingang.

Trotz konjunktureller Abkühlung ist der Fachkräftemangel für die Unternehmen der Schwarzwald AG weiter eine Herausforderung: Im laufenden Jahr konnten 61,3 Prozent der befragten Unternehmen die Anzahl der Mitarbeiter erhöhen, bei 29,7 Prozent hat sich der Personalstamm verkleinert. Damit gleichen die Zahlen beinahe jenen von 2021. Auch hier sind die Unternehmen bei den Prognosen vorsichtiger geworden: Gingen 2021 noch rund 45 Prozent von weiterem Personalaufbau in den nächsten sechs Monaten aus, sind es mittlerweile nur noch rund 29,7 Prozent.

Christoph Münzer: „Der explodierende Strompreis zusammen mit Lieferketten-Problemen und fortgesetztem Arbeitskräftemangel erstickt den Post-Corona-Aufschwung. Die 200 Milliarden „Doppelwumms“ für Energie sind im europaweiten Vergleich reichlich, wenn sie schnell und treffsicher kommen.“