04.06.2019 19:04

Gute Geschäfte bei IHK-Unternehmen

(Freiburg) Die IHK Südlicher Oberrhein hat erneut rund 1.000 Unternehmen um Auskunft über ihre derzeitige Geschäftslage und ihre Einschätzung der zukünftigen wirtschaftlichen Entwicklung gebeten. Die Ergebnisse der Konjunkturumfrage zum Frühsommer 2019 präsentierten IHK-Präsident Steffen Auer und der kommissarische IHK-Hauptgeschäftsführer Alwin Wagner im Rahmen einer Pressekonferenz am heutigen Dienstag in Freiburg.

Bereits zum Jahresbeginn hatten sich Geschäftslage und Zukunftserwartungen am südlichen Oberrhein eingetrübt. Dieser Trend setzt sich nun fort: Der Index der Geschäftslage verliert im Vergleich zum Jahresbeginn nochmals zwei Punkte und liegt mit 61 Punkten nun 16 Punkte unterhalb des Allzeithochs vom Jahresbeginn 2018. Allerdings sprechen 52 Prozent der befragten Unternehmen noch immer von einer guten Geschäftslage, weitere 42 Prozent bezeichnen sie als befriedigend.
Der Blick in die Zukunft ist verhalten. Im Vergleich zum Jahresbeginn verliert der Index der Geschäftserwartung einen Punkt und steht nun bei zwölf Punkten – der vierte Rückgang in Folge. Der Index der Inlandsinvestitionen erlebt mit zehn Punkten einen ausgeprägten Rückgang. Mit nun neun Punkten steht er aktuell so niedrig wie seit genau fünf Jahren nicht mehr. „Ein Zeichen, dass die Firmen vorsichtiger werden“, kommentierte Auer. Damit verliert der IHK-Konjunkturklimaindex, in dem die Angaben zur aktuellen Geschäftslage und den zukünftigen Geschäftserwartungen kombiniert werden, weitere zwei Punkte und landet bei 127 Punkten.

Was der Index nicht sichtbar macht, verdeutlichte der IHK-Präsident beim Blick in die Branchen: „Die Entwicklung zwischen der Industrie und den Branchen, die stärker vom Inlandsgeschäft beeinflusst sind, unterscheidet sich sehr stark.“ Dabei seien die negativen Rückmeldungen der Industrie nicht verwunderlich. „Mit Handelskonflikten oder beispielsweise dem Brexit gibt es weltweite Bremsbewegungen. Hinzu kommen die Probleme in der Automobilindustrie.“ Entsprechend verliert der Index der Geschäftslage im Vergleich zum Jahresbeginn nochmals 19 Punkte und liegt nun mit 26 Punkten insgesamt 41 Punkte unterhalb seines zwischenzeitlichen Allzeithochs vom Jahresbeginn 2018. Und doch bezeichnen noch 36 Prozent der Industrieunternehmen die eigene Geschäftslage als gut, weitere 54 Prozent als befriedigend. Auer: „Noch zehren die Unternehmen von der langen positiven wirtschaftlichen Entwicklung der vergangenen Jahre, die Trendumkehr ist aber unübersehbar.“

Bei den Dienstleistern hingegen sind kaum Veränderungen auszumachen. Deutlich mehr als die Hälfte, 59 Prozent, bezeichnen ihre Geschäftslage als gut. Der Index der Geschäftslage gewinnt zum Frühsommer 2019 sogar zehn Punkte. Ungebrochen ist auch die Zufriedenheit im Handel. Hier erreicht der Index der Geschäftslage gar den höchsten Stand seit drei Jahren. Wie der Handel profitiert auch das Gastgewerbe weiterhin von einer stabilen Binnenkonjunktur. Mit 54 Prozent bezeichnet auch im Frühsommer mehr als die Hälfte der Betriebe die eigene Geschäftslage als gut. Sogar der traditionell sehr verhaltene Blick der Branche in die Zukunft hellt sich auf: Erstmals seit zwei Jahren klettert der Index der Geschäftserwartungen wieder in den deutlich positiven Bereich und erreicht 14 Punkte.

„Fast schon eine Überhitzung“ erkennt der IHK-Präsident in der Bauwirtschaft. Wie schon in den Jahren zuvor findet sich hier die zufriedenste Branche. Kein einziges Unternehmen gab an, über eine schlechte Geschäftslage zu verfügen, 83 Prozent bezeichnen sie als gut. Damit ist der Höchstwert vom Jahresbeginn 2018 erneut eingestellt worden.

„Dienstleister, Handel, Gastgewerbe und Bauwirtschaft leben von der guten Binnenwirtschaft“, sagt Norbert Uphues, Referent für Verkehr, Konjunktur und Statistik bei der IHK Südlicher Oberrhein, zusammenfassend. „Wir werden sehen, was passiert, wenn die Industrie noch schlechter dasteht.“ Wagner warf einen Blick über die Region hinaus: „Im Vergleich mit Gesamt-Baden-Württemberg wirken sich die negativen Zahlen aus der Industrie bei uns nicht so stark aus, da wir am südlichen Oberrhein deutlich breiter aufgestellt sind.“

Eine Verschiebung gab es bei den Risiken der wirtschaftlichen Entwicklung. Noch immer bezeichnen 59 Prozent der Befragten den Fachkräftemangel als ihre größte Not. Damit ist das Problem mit Abstand das größte Sorgenkind – wie zuvor 14-mal in Folge. Auf Platz zwei steht bei der Konjunkturumfrage zum Frühsommer die Inlandsnachfrage. 45 Prozent der Unternehmen sehen hier ein Risiko, im Herbst waren es gerade einmal 32 Prozent.

Auf das Thema Fachkräfte ging der IHK-Präsident abschließend noch einmal konkreter ein. So habe es seit neun Jahren einen enormen Beschäftigungsaufbau in der Region gegeben. „Die Anzahl der sozialversicherungspflichtigen Arbeitsplätze ist seit 2009 um 83.000 gestiegen – ein Plus von 23 Prozent. Im selben Zeitraum verringerte sich die Zahl der Arbeitslosen im Kammerbezirk um 6.700 Menschen.“ Mit einer Quote von rund drei Prozent bewege sich der hiesige Arbeitsmarkt im Bereich der Vollbeschäftigung. Auer: „Ohne den Zuzug von Fachkräften in die Region wäre das Wirtschaftswachstum der vergangenen Jahre nicht machbar gewesen.“ Die ausländischen Fachkräfte, deren Zahl sich seit 2009 auf 64.600 fast verdoppelt hat, hätten dabei eine entscheidende Rolle gespielt.

Dennoch fehlen die Fachkräfte in den Unternehmen, was laut Sonderauswertung im Rahmen der Konjunkturumfrage des Forschungsinstituts Wifor aus Darmstadt zu Wertschöpfungsverlusten führt. Uphues: „Im Jahr 2019 sind das 1,6 Milliarden Euro und damit 5,2 Prozent der Bruttowertschöpfung der Mitgliedsunternehmen im Kammerbezirk. 2030 werden es bereits 2,7 Milliarden Euro beziehungsweise 7,7 Prozent sein.“ Auer warnte eindringlich: „Wir benötigen die Zuwanderung, mit unseren Schulabgängern können wir diese Lücke aufgrund des demografischen Wandels gar nicht füllen.“ Doch am Entwurf des Zuwanderungsgesetzes zweifelt er: „Ich hoffe, dass es am Ende nicht zu kompliziert wird und damit letztendlich zu Frust bei allen Beteiligten führt.“ Auch im Bereich der Bildung, beispielsweise bei der Ausstattung der Berufsschulen, müsse die Politik mehr tun, mahnte der IHK-Präsident. „Das können die Städte allein gar nicht leisten.“ Er forderte von der Politik, die aktuellen Herausforderungen anzugehen. „Die Wirtschaft steht bereit.“